Die sogenannten japanischen "Selbstverteidigungskräfte" geben eine Anleitung zum Guerillakrieg: "Wir müssen aus der Geschichte lernen"

"Wir müssen aus der Geschichte lernen"

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Regisseurin Hanayo Oyo bei der Nippon Connection 2019
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Hanayo Oya über Geschichte und aktuelle Sitution des japanischen Militärs. Ihr Film Boy Soldiers: The Secret War In Okinawa läuft seit letzten Sommer in den japanischen Kinos und hat bereits 8 Auszeichnungen gewonnen. Die beiden Regisseurinnen positionieren sich darin klar gegen mehr Militärstützpunkte in Okinawa und zeigen anhand der Geschichte die Gefahren der Militarisierung auf.

WWII 2:00

Ich habe das erste Mal in der Grundschule etwas über den 2. Weltkrieg gelernt, ich denke das ist hier in Deutschland auch so. Was aber anders ist als hier, ist daß wir nie etwas über die japanische Armee als Invasoren gehört haben. Wir sehen uns immer nur als Opfer, Hiroshima und Nagasaki. Das ist auch wichtig, aber es ist umso wichtiger, zu lernen, was Japan in anderen asiatischen Ländern angerichtet hat und anderen Menschen angetan hat. In der offiziellen Geschichte lernen wir also, daß es eine Schlacht zwischen japanischen und US-Kräften in Okinawa gegeben hat und dann war der Krieg vorbei. Es kamen 250.000 Menschen dabei um und offiziell wird dieses Opfer als Grund dafür angesehen, daß es uns seitdem wirtschaftlich gut geht. Ich habe angefangen, das zu hinterfragen. Wenn die Regierung heute also sagt, wir brauchen eine Armee für den Frieden, dann muß ich mir die Geschichte ansehen.

Die Einstellung zu den sogenannten japanischen "Selbstverteidigungskräften" teilt die Nation1:17

Es gibt sehr viele Pros und Kontras. Im Film haben wir den Widerstand dagegen nicht dokumentiert, aber es gibt ihn. Der Bürgermeister, den wir zeigen, ist dafür, weil er sich einen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region davon erhofft. Aber das ist nicht der einzige Grund: Auf den Okinawa Inseln - es sind 40 an der Zahl - gibt es nur auf der Hauptinsel Geschäfte und so etwas, die anderen Inseln haben nicht einmal höhere Bildung und keine Einkommensquellen, sie sind arm. Wenn die Leute also die Schule beenden gehen sie weg. Deswegen hoffen die Älteren, daß mit den Selbstverteidigungskräften ihre Kinder wieder nach Hause zurückkommen. 0:43

Die Japaner*innen, die meine Doku gesehen haben waren geschockt über die negative Tradition des Militärs und die Auswirkungen auf die Gegenwart und die Selbstverteidigungskräfte. Denn die meisten haben ihre Existenz nie in Frage gestellt, sie sehen sie nicht einmal als Armee

Die Remilitarisierung ist in Japan derzeit angesehen, aber wir müssen die Risiken kennen. Wir müssen aus der Geschichte lernen! 0:21

Posttraumatische Belastungsstörung bei den Älteren auf Okinawa 0:27

Wenn ein Jet von der Militärbasis vorbeifliegt, sind sie verstört, sie haben Angst und beginnen zu weinen.

In Oyas Film sehen wir die Anleitung zum Guerillakrieg. Ihr Fazit: Die sogenannten Selbstverteidigungskräfte sind nicht zum Schutz der Bevölkerung da. Im Kriegsfall werden japanische Staatsbürger*innen für den Guerillakampf und als Spion*innen zwangsrekrutiert.1:53

Wenn wir diese Anleitungen sehen, können wir uns vorstellen, wie gefährlich das ist. Die Geschichte könnte sich wiederholen. Ich weiß, daß viele den Selbstverteidigungskräften beitreten, weil sie anderen Menschen helfen wollen. Niemand will in den Krieg. Aber was ist in den letzten 5 Jahren geschehen? Wir haben drei neue Gesetze, welche die Selbstverteidigungskräfte betreffen. Eines davon besagt, daß Japan zum Selbstverteidigunszweck und für die nationale Sicherheit mit den USA kollaborieren soll. Ich habe diesen Film nicht nur gemacht, damit die gleichen Fehler nicht wieder begangen werden, sondern auch, um die Leben der Mitglieder der Selbstverteidigungskräfte zu retten. Ich hoffe, viele von ihnen sehen meine Doku.