Obwohl erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch mit der Mobiliserung begonnen wurde, kamen nur einige Stunden nach Veröffentlichung der Nachricht, dass Familie Ametovic aus Freiburg nach Serbien abgeschoben wurde, rund 400 Leute zu einer Protestkundgebung auf dem Rathausplatz zusammen.
Im Anschluss an die Kundgebung besuchten mehrere Hundert der Demonstrationsteilnehmer_innen noch spontan den Neujahrsempfang der Freiburger Grünen in der Passage 46 (ehemalige Jackson-Pollock-Bar). Mit Sprechchören und Reden machten die Überraschungsbesucher_innen darauf aufmerksam, dass es heute keinen Anlass zum Feiern gebe, dass die Grünen, insbesondere mit der Zustimmung Winfried Kretschmanns zur Einstufung dreier Balkanländer als "sichere Herkunftsstaaten" vielmehr mitverantwortlich für die derzeitigen Abschiebungen von Roma seien und dass punktuelle Unterstützung in Einzelfällen kein Ersatz für eine humane Gesetzgebung sein könne. Eine heuchlerische Haltung der Grünen wurde kritisiert und sie wurden dazu aufgefordert, ehrlich und umfassend Verantwortung für eine menschliche Flüchtlingspolitik zu übernehmen. Führende Freiburger Grünen hatten im Herbst die weitere Aushöhlung des Asylrechts verteidigt.
Bei einer Kundgebung am Rathausplatz war an Familie Ametovic erinnert worden. Sie war überraschend gestern morgen aus Freiburg abgeschoben worden. Die sechs Kinder der Familie leiden unter besorgniserregenden Gesundheitsproblemen, die durch ihre Lebensumstände in Serbien begründet sind. Sie lebten vor ihrer Flucht nach Deutschland in einem Slum in Nis, Südserbien, wohin sie voraussichtlich jetzt wieder zurückkehren müssen. Die Familie wurde im Zuge einer Sammelabschiebung vom Baden-Airpark mit insgesamt 144 Personen abgeschoben. 56 Betroffene kamen aus Baden-Württemberg. In anderen Jahren hatte es zumindest für Familien einen Winterabschiebestopp gegeben. Zu der "Tag x"-Kundgebung hatte das Freiburger Forum aktiv gegen Ausgrenzung aufgerufen. Aus der Kundgebung entstand ein Demonstrationszug durch die Innenstadt.