Im November hat Ketevan Bakhia die Aktivistin Rusudan Varshalomidze in Tiflis nahe einer Demonstration am Parlament interviewt. Radio Dreyeckland hat das Interview etwas gekürzt und redigiert.
Hintergrund: Nach einer umstrittenen Wahl hat die Partei Georgischer Traum die absolute Mehrheit im georgischen Parlament und führt die Regierung. Gegründet wurde der Georgische Traum 2012 von dem Oligarchen Bidsina Iwanischwili, der heute Ehrenvorsitzender der Partei ist aber im Hintergrund noch immer die Fäden zieht. Der Georgische Traum versprach zunächst eine Annäherung an die Europäische Union, verfolgt aber mittlerweile einen Kurs pro Putin. Dagegen hat es in Georgien lange anhaltende Massenproteste gegeben.
Im Interview werden zwei Gesetze erwähnt: Das "russische Gesetz", das sich seinen Namen verdient hat, weil es Putins "Agentengesetz" gleicht, mit dem Organisationen, die auch aus dem Ausland Mittelbekommen, gewzungen werden sich als "ausländische Agenten" registrieren zu lassen. Das andere ist das "Offshore Gesetz", das Briefkastenfirmen legalisiert.
In der ersten Frage geht es um den Einsatz eines chemischen Kampfstoffes gegen Demonstrant*innen in Tiflis. Die BBC hat darüber berichtet und konnte sich sowohl auf Informationen von Insidern als auch auf medizinische Beobachtungen stützen. Die Regierung in Tiflis bestreitet den Einsatz.
Es handelt sich dabei um Brombenzylcyanid, das von dem Alliierten 1. Weltkrieg an der Front eingesetzt wurde. Nachdem Deutschland mit dem Einsatz von Giftgas begonnen hatte, taten die Alliierten das gleiche. Zunächst wurden Stoffe wie Phosgen verwendet, die vor allem die Atmung stoppen und auf diese Weise zum Tode führen. Doch dagegen konnte man sich mit einer Gasmaske schützen. Darauf wurden auch Stoffe wie Brombenzylcyanid eingesetzt, die über die Haut wirken. Selbst kleine Mengen Brombenzylcyanid quälen das Opfer so, dass es in kurzer Zeit kampfunfähig wird. Die Wirkung ist noch stärker, wenn jemand nicht durch eine Gasmaske geschützt ist, weil der Stoff dann auch über Augen, Schleimhäute und Atmung wirkt. Es ist kein Gas, sondern eine ölige Flüssigkeit, die sich kaum abwaschen lässt. Brombenzylcyanid wirkt nicht unmittelbar tödlich, aber eine tödliche Wirkung ist nicht ausgeschlossen.
In dem Interview geht es auch um die psychologische Wirkung, die die Nachricht vom Einsatz eines Kampfstoffes aus dem 1. Weltkrieg hat.
jk

