10 Jahre Völkermord an den Jesid*innen: Deutschland übt schöne Ergriffenheit und schweigt über die eigene Abschiebepraxis

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Deutschland übt schöne Ergriffenheit und schweigt über die eigene Abschiebepraxis

In deutschen Medien läuft die Berichterstattung über die Jesid*innen voll an, ARD, ZDF, NTV, Spiegel, dass der Völkermord nun zehn Jahre her ist, haben sie nicht übersehen. Gut gemachte Reportagen, Interviews zur Lage der Jesid*innen damals und heute, Kritik an der irakischen Regierung. Die Betroffenen kommen auf Augenhöhe zu Wort. In den Augen sucht die Kamera, was sich nicht sagen lässt.

Auch Kanzler Scholz hat sich auf X zugeschaltet mit einem Bild, auf dem der deutsche Kanzler der jesidischen Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad die Hand schüttelt. Drunter steht: "Wir vergessen nicht das, was den Jesidinnen und Jesiden vor zehn Jahren angetan wurde. Es waren entsetzliche Gräueltaten des sogenannten Islamischen Staates. Deutschland unterstützt den Wiederaufbau im Sinjar-Gebirge." Damit sagt der Kanzler indirekt aber deutlich, was deutsche Politik ist: Wir haben genug Ergriffenheit gezeigt, nun sollen die Jesidinnen doch bitte schön wieder zurück in ihre Berge. Ist es da nur ein Zufall, dass alle Berichte, jedenfalls so weit der Autor sich umgesehen hat, einen Punkt völlig unerwähnt lassen, obwohl sie sich doch sonst so gerne auf das Inland stürzen, nämlich die deutsche Abschiebepolitik. Ich denke nicht an die große Verschwörung der Medien, doch manchmal gibt es ja auch vorauseilenden Gehorsam gegenüber Politik und Zeitgeist und diese beiden haben sich bei Migration und Schutz selbst auf vorauseilenden Gehorsam gegenüber AfD, Identitären & Co. eingestellt. Dabei werden die Probleme einer Rückkehr in die Sinjar-Region durchaus angesprochen. Die Häuser sind nicht aufgebaut, die Hilfen reichen nicht. es gibt keine Arbeit und vor allem keine Sicherheit. Ja, die irakische Armee ist da, aber jeder weiß nun wie rasch sie auch wieder weg sein kann und wie wenig Priorität der Schutz der religiösen kurdischen Minderheit hat. Und der IS ist ja auch nicht vom Himmel gefallen. Manchmal waren es einfach die Männer aus dem Nachbardorf, die da noch immer wohnen.

In Deutschland hat man das "NIE WIEDER!" reichlich eingeübt, an Gelegenheiten hat es nicht gemangelt. Irgendeine praktische Bedeutung hat es aber nicht. All die Reportagen sind auch bald wieder vergessen. Bis in die Innenminister*innenkonferenz schafft es das deutsche Mitgefühl auf keinen Fall.

jk