Am 19.09.2019 wurde im Morgenradio ein Interview mit Andreas Zumach ausgestrahlt, in dem diese die Ansicht vertrat, die EU und die NATO haben Russland provoziert und Russland habe erst deshalb die Krim besetzt und annektiert sowie den Krieg im Donbass begonnen. Dabei führte er viele Annahmen zu Russland an, die in deutschen linken und Friedensbewegungskreisen weit verbreitet sind und sich hartnäckig halten, und garnierte sie auch mit so manchen Falschinformationen.
Dimitri von der russischsprachigen Redaktion (Radio Ech) erläutert im Gespräch die Fehlwahrnehmung Russlands und oft falschen Darstellungen von Andreas Zumach im Interview. U. a. geht es um das angebliche Versprechen der NATO an die Sowjetunion keine Osterweiterung in Richtung der russischen Grenzen zu betreiben (genauer im Gespräch). Ein weiterer Punkt ist die angebliche Gefahr, dass die russische Schwarzmeerflotte im Februar 2014 ihren Zugang zum Schwarzen Meer verloren hätte. Da wären auch einige geographische Basics nachzutragen, die zeigen, dass Russland außer der Krim sehr wohl einen Zugang zum Schwarzen Meer hat (A. Zumach: "Und die Hafenstadt Sewastopol, wenn Sie sich die Karte mal vor die Augen nehmen würden, ist der einzige Zugang für die russische Marine ins Schwarze Meer").
In einem Interview ist es nicht immer möglich, alle Ungenauigkeiten oder auch groben Fehler sofort zu erkennen, insbesondere wenn mensch davon ausgeht, mit einem erfahrenen Experten zu sprechen. Sachliche Fehler sind wir aber immer bemüht zu berichtigen, unabhängig davon, dass wir auch immer verschiedene politische Sichtweisen haben werden.
Herr Zumach hatte eine Gelegenheit zu antworten...
Ein Redakteur von RDL hat mit Andreas Zumach mittlerweile zwei weitere Interviews geführt. Eines zu seinem Auftritt bei der Freiburger Friedenswoche und eines mit kritischen Fragen zu seinem letzten Interview. Herr Zumach äußerte den Wunsch das kritische Interview erst noch durchsehen zu dürfen und freizugeben. Dies wurde ihm zugesagt und außerdem dass das Interview nur in ganzer Länge ohne Kürzungen gesendet werden würde (das wäre bei einem kritischen Interview ohnehin nur fair). Herr Zumach wollte noch am Abend antworten. Hüllt sich aber seither auch auf Nachfrage in Schweigen, so dass keine Erlaubnis für die Sendung auch des unbearbeiteten Interviews vorliegt. Weil es nicht sein kann, dass sich ein Interviewpartner aussucht, dass ein kritisches Interview nicht gesendet wird, alles andere aber schon, wurde das Ankündigungsinterview wieder heruntergenommen. Die Ankündigung selbst blieb aber stehen.
Normalerweise werfen wir Politiker*innen vor, dass sie kritischen Fragen ausweichen, gewissen Medien keine Interviews geben etc. Einem Journalisten steht so ein Verhalten nicht besser an. Dies um so mehr als Radio Dreyeckland ihm bereits ungewöhnlich viel Platz für seine Sicht eingeräumt hatte.
14. 11. 19, jk