Nachdem die bisherige Leiterin der Documenta in Kassel, Sabine Schormann nach einem Skandal um ein antisemitisches Großbanner schließlich zurückgetreten ist, könnte man meinen, dass die Leitung der renommierten Kunstausstellung in Kassel künftig jeden Antisemitismusvorwurf sehr ernst nehmen würde. Doch antisemitische Zeichnungen eines syrischen Künstlers in der Broschüre einer algerischen Frauenorganisation durften bleiben, obwohl sie den Israel-Palästina-Konflikt als das Wüten entmenschlichter, Kinder mordender Juden darstellen. Radio Dreyeckland sprach mit Dr. Susanne Urban von Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen.
jk
Update: Nach der auch von Susanne Urban geäußerten Kritik an den Zeichnungen in der feministischen Zeitschrift "Présence de femmes" wurde auf der Documenta eine Kontextualisierung durch das Kollektiv "Archives des luttes des femmes en Algérie" beigelegt. Das Kollektiv rechtfertigt darin, die Ausstellung der von ihm ausgesuchten Zeichnungen aus der Zeitschrift. Darin heißt es u. a.: "Wir bedauern, dass diese Bilder auf Unverständnis stoßen und Gegenstand von Fehlinterbreitationen seitens der Medien und Besucher:innen geworden sind, die in ihnen antisemitische Darstellungen zu erkennen meinen". Die Bilder würden aber nicht auf Juden und Jüdinnen als Einzelpersonen oder als Gemeinschaft abzielen, sondern nur die Israelische Armee kritisieren.
Da kann man nurnoch sarkastisch werden. Schließlich ist es bekannt, dass sie bei der israelischen Armee Hakennasen haben, was mit entsprechenden Karikaturen in der Nazi-Postille der Stürmer oder in dem antisemitischen Hetzblatt La libre parole sicher rein garnichts zu tun hat. Auch Christus am Kreuz hat sich ja schon gegen die israelische Armee ausgesprochen, weshalb es da irgendeinen Zusammenhang mit einer grundsätzlichen Verächtlichmachung des Judentums gar nicht geben kann. Zum Glück hat auch die nachrücktrittliche Leitung der Documenta das alles ja verstanden und sich mit der Kontextualisierung zufrieden gegeben. Aber allmählich - und das ist jetzt nichtmehr sarkastisch gemeint - erfüllt die diesjährige Documenta einen gewissen Zweck, sie zeigt ganz deutlich wie wenig man hier gelernt, geschweige denn in diesem Lande eingesehen hat.
jk