Malta: Enthüllungsjournalistin ermordet

Enthüllungsjournalistin ermordet

Die berühmteste Enthüllungsjournalistin Maltas wurde am gestrigen Montag Nachmittag ermordet. Die 53-jährige Journalistin Daphne Caruana Galizia starb bei der Explosion ihres Mietwagens, kurz nachdem sie auf ihrem Blog erneut über eine politische Korruptionsaffäre geschrieben hatte. Laut der Polizei war eine Bombe unter ihrem Auto gefestigt worden.

Maltas Premierminister Muscat sprach von einer barbarischen Tat und von einem schwarzen Tag für die Demokratie und die freie Meinungsäusserung auf Malta. Tausende Malteserinnen versammelten sich spontan am Abend, um die Journalistin zu würdigen, und um gegen die Korruption im Land zu demonstrieren.

Der Blog von Daphne Caruana Galizia war eine der meistgelesenen Websiten im kleinsten Mitgliedstaat der Europäischen Union und übertraf bisweilen sogar die lokalen Zeitungen. Sie hatte 2016 zum Beispiel enthüllt, dass zwei Minister der sozialdemokratischen Regierung direkt nach ihrem Amtsantritt Konten in der Steueroase Panama und Trust-Fonds in Neuseeland geöffnet hatten, ohne es zu melden. Dem Premierminister Muscat warf sie vor, er habe über ein geheimes Konto seiner Frau Geld von der Regierung Aserbaidschans erhalten als Gegenleistung dafür, dass sich eine Bank aus Aserbaidschan in Malta niederlassen darf. Ihre Enthüllungen führten zu Neuwahlen im Juni, bei denen die regierenden Sozialdemokraten trotzdem bestätigt wurden.

Obwohl sie die oppositionnelle und CDU-nahe Nationalistische Partei unterstützte, hatte sie zuletzt auch enthüllt, dass der Chef dieser Partei ein dubioses Konto in der britischen Steueroase Jersey besitzt. Sie schrieb auch kritisch über ausländische Firmen, die die Steueroase Malta zur Steuerhinterziehung benutzen.

Wegen ihrer Arbeit als kritische Journalistin hatte Daphne Caruana Galizia öfter Todesdrohungen erhalten. Sie hatte sich offenbar vor zwei Wochen deswegen an die Polizei gewandt.

(mc)