Erdogan drängt auf weitere Offensive in Irak und Syrien, pro-iranische Milizen sind dagegen

Erdogan drängt auf weitere Offensive in Irak und Syrien, pro-iranische Milizen sind dagegen

Nach einer gescheiterten Geißelbefreiung im Irak nutzt der türkische Präsident den Tod der Geißeln um national und international Stimmung für eine größere Offensive zu machen. Nach einem Bombardement hatten türkische Spezialeinheiten versucht, 13 Mitglieder der türkischen Sicherheitskräfte, die seit 5 Jahren von der PKK gefangen gehalten wurden zu befreien. Sie starben ebenso wie drei eingesetzte Soldaten. Die PKK macht für den Tod der Geißeln das türkische Bombardement verantwortlich. Die Türkei beschuldigt die PKK, die Gefangenen erschossen zu haben. In der Türkei wurden nach dem Vorfall 700 Mitglieder der prokurdischen HDP festgenommen und Erdogan macht Druck auf die USA, ihm nun freie Hand gegen kurdische Milizen zu geben. Anfang der Woche sagte Erdogan, der Vorfall habe seine Entschlossenheit gestärkt, eine Sicherheitszone jenseits der Grenze zu errichten und dort auf unbestimmte Zeit zu bleiben. „Wir werden in diesen Gebieten bleiben und sie so lange wie nötig sichern“ sagte Erdogan.

 

Der türkische Generalstabschef Hulusi Akar hat in Bagdad bereits wegen einer Offensive gegen das Sindjar-Gebiet vorgefühlt. Arabisch Sindjar, kurdisch Shengal ist eine gebirgige Region nahe der Grenze zu Syrien. In Sindjar siedeln vor allem kurdische Jesid*innen. Sie waren im Jahr 2014 Opfer eines vom Islamischen Staat begangenen Völkermordes. Während die Regierung in Bagdad und die kurdische Regionalregerung in Erbil bei dem Massaker hilflos zusahen und die Türkei eine ambivalente Haltung einnahm, kam die PKK den Jesid*innen militärisch zu Hilfe. Seitdem gibt es in Sindjar eine jesidische Miliz mit engen Beziehungen zur PKK. Diese Miliz wäre nun das Ziel einer türkischen Offensive.

 

Das Vorhaben beunruhigt aber auch den Nachbarn Iran, wo Erdogan wie bei den Kurd*innen im Verdacht steht, in Wirklichkeit neo-osmanischen Expansionsbestrebungen nachzuhängen und die Bekämpfung der PKK dabei als Vorwand zu benutzen. Proiranische Milizen, insbesondere die Badr-Miliz haben deshalb größere Kontingente in der Nähe von Sindjar zusammengezogen. Der bekannte schiitische Geistliche Muqtada al-Sadr erklärte am Mittwoch, er wolle keine Einmischung der Nachbarstaaten in die Angelegenheiten des Irak erlauben, wandte sich aber auch gegen Angriffe vom Irak gegen andere Länder. Dies zielte unverkennbar auf die PKK. Es ist möglich, dass die schiitischen Milizen unter dem Vorwand, so eine türkische Offensive zu verhindern, selbst in Sindjar einmarschieren. Darüber was für die Bewohner*innen der Region besser ist, kann man sich streiten.