Fall Amed A.: "Es gab einige Mitarbeiter der JVA, die hätten handeln müssen"

"Es gab einige Mitarbeiter der JVA, die hätten handeln müssen"

Im September 2018 starb der 26-jährige Syrer Amed A. zwölf Tage nach einem Brand in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt Kleve. Dabei stellte sich heraus, dass Amed A. Nur aufgrund einer Verwechslung mehr als zwei Monate lang inhaftiert war. Der Mann mit dem er verwechselt wurde, war ein Schwarzafrikaner und ein Blick auf die beiden Fotos hätte gereicht, um zu erkennen, dass das nicht die gleiche Person sein kann. Es gab weitere Ungereimtheiten in dem Fall. Nach Medienberichten wurden Hinweise auf eine Selbstmordgefährdung nicht berücksichtigt. Der vom Brandsachverständigen der Staatsanwaltschaft angenommene Ablauf des Brandgeschehens wurde von einem anderen Experten als unmöglich bezeichnet. Zunächst hieß es, dass es keinen Notruf aus der Zelle gegeben habe. Dann konnte ein IT-Experte nachweisen, dass es ihn doch gab. Nach heutiger Version drückte ein Justizbeamter, der gerade ein Gespräch überwachte, dan Alarm weg. Entsprechend schritten die Beamten erst später ein. Die Frage drängt sich auf, ob es wirklich ein Selbstmord war oder nicht vielleicht eher ein Hilferuf oder Protest von jemanden, der nun schon über zwei Monate aufgrund einer Verwechslung eingesperrt war - ein "I cannot breathe". Daneben stellt sich natürlich auch die Frage, ob so etwas einem Deutschen auch hätte passieren können? Rassismus ist ja nicht nur eine Frage der Hautfarbe und die Verbindung von Polizeigewalt mit Rassismus ist keine amerikanische Spezialität. Auf den Grund solcher Fragen kommt man aber nur, wenn man jedem Einzelfall wirklich konsequent nachgeht. Die Staatsanwaltschaft hatte ein Ermittlungsverfahren im Falle von Amed A. bereits eingestellt. Doch noch immer versucht ein Untersuchungsausschuss des Nordrheinwestfälischen Landtages, die Einzelheiten der Inhaftierung und des Todes von Amed A. aufzuklären. Radio Dreyeckland fragte den SPD-Landtagsabgeordneten und gelernten Anwalt Sven Wolf nach der Arbeit dem Stand der Arbeit des Ermittlungsausschusses und da gibt es wirklich neue Erkenntnisse.

 

Doch vor dem Interview noch eine kurze Bemerkung. Der Vorname des jungen Syrers wird mal als Amed, mal als Amad wiedergegeben. Im Arabischen wird zwischen kurzem a und e nicht scharf unterschieden und in der Schrift schon gar nicht. Gebräuchlicher ist in den Medien in diesem Fall Amed, Sven Wolf gebraucht im Interview aber Amad.

 

Weiteres zum Fall: https://taz.de/Tod-von-Amad-Ahmad-in-der-JVA-Kleve/!5690973/