Regisseur Keisuke Yoshida im Filmgespräch zu "missing" auf der Nippon Connection
Synopsis: Ein lokaler Fernsehsender begleitet den Fall eines verschwundenen sechsjährigen Mädchens über mehr als zwei Jahre. Der Film stellt die Frage nach der Aufgabe von Medien. Es geht aber auch um Wahrheit und Menschlichkeit.
Zitat aus dem Film: „Es gibt Fakten. Und es gibt die Wahrheit.“ ...und Letztere differiert natürlich je nach Standpunkt und Darstellungsweise. Hat der Onkel das Mädchen entführt? Hat die Mutter Mitschuld weil sie ihr Kind nicht betreut hat? Ist sie an seinem Verschwinden gar selbst beteiligt?
Yoshida: "In Japan kommt es öfter vor, dass Kinder verschwinden. In diesen Fällen ist es oft so, dass die Mutter oder die Familie Opfer von Diffamierung und Beschimpfungen werden. Ich habe einige Reporter und Reporterinnen besucht, die diese Fälle begleiten und versucht, es in meinem Film so wahrheitsgemäß wie möglich darzustellen."
Ein*e Journalisti* im Publikum bestätigen das: „...hätte geradewegs aus meinem Büro kommen können. Sogar die Dialoge sind eins zu eins getroffen. Danke für diese präzise Darstellung!“
Yoshida: "Tatsächlich ist das Hauptthema meiner Filme, wie Leute mit Tragödien umgehen. Wenn die Person, die du liebst, stirbt, kann die Zeit Wunden heilen oder aber auch neue Begegnungen. Aber in diesem Fall ist die Zeit für das Paar stehengeblieben. Und ich wollte zeigen, wie sie damit umgehen."
Yoshida: "Die Voraussetzung eines Spielfilms ist, dass er fiktiv ist. Es gibt also einen gewissen Unterschied zwischen Journalismus und Filmemachen. In Filmen kannst du das Publikum in eine gewisse Richtung lenken und sie gewisse Dinge glauben machen, also habe ich eine gewisse Verantwortung, in welche Richtung ich sie lenke."
Yoshida: "Es gibt eine Definition von Journalismus. Diese lautet, über die Wahrheit so wie sie ist, zu berichten. Es könnte Leute verletzen. Und in diesem Fall stelle ich die Frage – ist es gerechtfertigt, die Fakten wie sie sind, zu berichten? Diese Frage hatte ich selbst und auch deshalb habe ich den Film gemacht."
Yoshida: "In meinem Film hat Sunada, der Journalist, seine Kamera ein paar Mal ausgemacht als Saori, die Mutter des verschwundenen Mädchens verzweifelt war und sich in die Hose gemacht hat. Auch als der Kameramann eine unpassende Bemerkung über einen Popsong machte, schlug Sunada vor, eine Pause zu machen. Vielleicht könnten wir sagen, er hat als Journalist versagt, aber als Mensch hat er sich so verhalten, wie alle das in so einer Situation tun sollten. Aber das ist eine schwierige Frage."