Ein Forensisches Gutachten kommt zum Schluss, dass ein Polizist während eines Einsatzes gegen Gelbwesten im Dezember 2018 absichtlich in Richtung eines Hauses mit Appartements zielte. Am Fenster ihrer Wohnung im Zentrum von Marseille stand die 80-jährige Zeneb Redouane. Sie wollte gerade den Fensterladen schließen als sie der Tränengaskanister an Brust und Kinn traf. Sie starb an den Verletzungen. Der Anwalt der Familie glaubt, dass sie absichtlich getroffen wurde, weil der Polizist glaubte, die Frau würde den Einsatz filmen. In Wirklichkeit hielt sie ihr Handy in der Hand, weil sie mit ihrer Tochter telefonierte.
Die Familie hat nun eine Klage gegen den damaligen Innenminister Christophe Castaner eingereicht, weil er die Polizei gedeckt hat. Castaner ist auch Vorsitzender der Partei La République en Marche, des Präsidenten Emmanuel Macron.
Castaner behauptete, die gebürtige Algerierin sei nicht aufgrund der Verletzungen gestorben, sondern aufgrund von Fehlern im Krankenhaus. Der Einsatzleiter weigerte sich den Namen des Polizisten zu nennen, der geschossen hat. Darauf wurde der Einsatzleiter befördert. Ein erstes Gutachten kam zu dem Schluss, dass der Tränengaskanister die Frau rein zufällig getroffen habe.
Der Fall ist auch deshalb politisch brisant, weil eine Änderung des Presserechtes das Filmen und Fotografieren und Polizeibeamt*innen im Einsatz unter Strafe stellen soll. Der entsprechende Paragraph wurde nach Protesten in über 100 Städten am Montag von der Regierung vorerst zurückgestellt. Doch das Vorhaben gibt es noch immer, nur der Text soll überarbeitet werden.