Gazprom dreht Polen und Bulgarien das Gas ab

Gazprom dreht Polen und Bulgarien das Gas ab

Wie erst gestern Abend bekannt wurde, wird Russland ab heute kein Gas mehr nach Polen und Bulgarien liefern. Der tatsächliche Stopp der Gaslieferungen nach Polen wurde heute um vier Uhr morgens gemeldet. Anlass ist wohl ein Dekret von Anfang März wonach Gaslieferungen ab 1. April in Rubel zu bezahlen sind. Die meisten europäischen Abnehmerländer bestehen aber darauf, dass die Lieferungen vertraglich in Euro oder Dollar ausgemacht sind.

 

Wenn es beim Embargo gegen Polen und Bulgarien bleibt, sind die Auswirkungen für beide Seiten überschaubar. Polen hat nach der Annexion der Krim im Gegensatz zu Deutschland systematisch die Voraussetzungen geschaffen, um von russischem Gas unabhängig zu werden. Dies ist nahezu erreicht und außerdem sind die Gasspeicher zu 76 % gefüllt. In Deutschland lag der Füllstand der Erdgasspeicher am Montag bei 33 %, damit allerdings höher als am Ende des Winters.

 

Bulgarien hängt zwar bei seiner Gasversorgung zu 90 % von russischem Gas ab, verwendet aber insgesamt wenig Gas. Die Lücke lässt sich daher vermutlich leicht durch Importe aus der Türkei und Griechenland decken. Eine Pipeline nach Griechenland ist fast fertig. Umgekehrt betreffen die Sperren gegen Polen und Bulgarien auch nur einen geringen Teil der russischen Ausfuhren. Preissteigerungen aufgrund der gestiegenen Unsicherheit auf dem Gasmarkt könnten den negativen Effekt für Gazprom und den russischen Staat sogar mehr als kompensieren.

 

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat indessen bei einem Besuch in Polen angekündigt, Deutschland könne innerhalb von Tagen von russischem Erdöl unabhängig werden. Der Anteil Russlands an den Ölimporten sei bereits von 35 % auf 12 % gefallen. Russisches Öl werde fast nur noch in der PCK-Raffinerie Schwedt an der Oder gebraucht. Die Raffinerie gehört dem russischen Staatskonzern Rosneft und erhält Öl durch eine Pipeline aus Russland. Zum Vorstand von Rosneft gehört weiterhin der ehemalige deutsche Kanzler Gerhard Schröder.