Irland: Report belegt den Tod von 9000 Kindern in Zwangsheimen für unverheiratete Mütter

Irland: Report belegt den Tod von 9000 Kindern in Zwangsheimen für unverheiratete Mütter

Am Dienstag wurde in Irland ein Report über die von der Katholischen Kirche mit voller Unterstützung des Staates betriebenen sogenannten „Mother and Baby Homes“ veröffentlicht. Zwischen 1922 und 1998 wurden 56 000 uneheliche Mütter bzw. Schwangere zwischen 12 Jahren und Anfang 40 dazu gezwungen in diesen Einrichtungen zu leben. Von den 57 000 Kindern starben 9000. Die hohe Todesrate war staatlichen Organen bekannt und ging auch aus offiziellen Publikationen hervor. Die Mütter wurden von ihren Kindern getrennt und gezwungen sie zur Adoption freizugeben. Man sagte ihnen zum Teil nicht einmal, welches der neugeborenen Kinder ihres sei. Außerdem mussten die Frauen hart arbeiten und wurden von den Nonnen, die die Heime führten erniedrigend behandelt.

 

Überlebende der Heime, die Auszüge aus dem Report zwei Tage vor der Veröffentlichung sehen konnten, kritisierten ihn heftig. Zeuginnenaussagen von ehemals in den „Mother and Baby Homes“ inhaftierten Frauen werden entweder als unbewiesene Behauptungen dargestellt oder in der Zusammenfassung übergangen. Zwar hält der Report Aussagen von Frauen fest, die detailliert über Folter und Schläge berichten, fasst dann aber zusammen: „Während kein Zweifel besteht, dass Frauen in Mother and Baby Homes emotionaler Misshandlung ausgesetzt waren, gibt es nur ganz wenige Zeugnisse für physische Misshandlung und keine Zeugnisse für sexuelle Misshandlung“.

 

Mary Harney, die in einem dieser Heime geboren wurde, sagte laut CNN International, der Report sei größtenteils zum Vorteil der Täter. Weiter führte Harney aus: „Sie sagen zwar, dass die Bedingungen in den Heimen schlecht waren. Dann picken sie sich aber ein paar Heime heraus und sagen schließlich, dass es keine Beweise für einen systematischen Missbrauch gäbe.“

Susan Lohan, ebenfalls eine der Überlebenden dieser Heime, sagte, dass der Report nur 18 Heime erfasse, dass es aber 180 Standorte von Institutionen gegeben habe, die in dieses System eingebunden waren. Gegenüber dem Radiosender RTE bezeichnete Lohan das System als „eine Form von Social Engineering“.

 

Noch immer wissen viele Frauen nicht wo ihre Kinder geblieben sind. Zum großen Teil wurden nicht einmal Aufzeichnungen über die Bestattung gestorbener Kinder aufbewahrt, wenn sie überhaupt ordentlich bestattet wurden. In einem Fall wurden Reste von gestorbenen Kindern in einer aufgegebenen Abwasseranlage gefunden.

 

Im vergangenen Oktober wollte die Regierung ein Gesetz verabschieden lassen, dass die Archive der Untersuchungskommission für 30 Jahre für die Überlebenden und die Öffentlichkeit gesperrt hätte. Doch weil dies unter anderem gegen EU-Recht verstieß, wurde nichts daraus. Trotzdem gibt es weiter keinen uneingeschränkten Zugang zu dem Archiv. Insbesondere Adoptierten werde weiter der Zugang zu ihren persönlichen Informationen, ihrer Geburtsurkunde und Identität verweigert, sagt Susan Lohan.