Chile: Präsident setzt auf Repression - linke Abgeordnete stimmen versehentlich für Repressionsgesetz

Präsident setzt auf Repression - linke Abgeordnete stimmen versehentlich für Repressionsgesetz

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Ein grünes Aerosol (wohl Adamsit) wird derzeit in Chile eingesetzt, Foto Paula Acunzo, mit Dank
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Paula Acunzo

Der Präsident Sebastián Piñera tut zwar so als würde er auf einen Teil der Forderungen der sozialen Massenproteste in Chile eingehen, zugleich setzen die Ordnungskräfte ein neues, möglicherweise stark gesundheitsgefährdendes Gas ein. Ein drastisch verschärftes Repressionsgesetz, das sich nebenbei auch gegen Landbesetzungen durch die indigenen Mapuche richtet, wurde verabschiedet. Letzteres auch mit den Stimmen vieler linker Abgeordneter, die sich nun zu eher seltsamen Erklärungen für ihr Abstimmungsverhalten gezwungen sehen. Aus Santiago de Chile berichtet Anna Fünfgeld für Radio Dreyeckland.

 

Update: Das eingesetzte Gas, bzw. Aerosol ist sehr wahrscheinlich Adamsit. Während andere Reizstoffe die Betroffenen möglichst rasch beeinträchtigen sollen, wirkt Adamsit im ersten Moment garnicht. Dafür wird die betroffene Person danach, wenn die Situation, in der der Stoff eingesetzt wurde, schon vorbei ist, um so mehr gequält. Die arsenhaltige organische Verbindung reizt mit bis zu drei Minuten Verzögerung zunächst Nase und Rachen, es kommt zu Husten und Niesen, gefolgt von Übelkeit und Erbrechen, Schmerzen der Stirnhöhlen, Atemnot und starken Schmerzen hinter dem Brustbein. Die Beschwerden können auch nach dem Verlassen des grünen Nebels noch stärker werden, über Stunden anhalten und führen zu Angstzuständen.

Die Stoffdatenbank GESTIS des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) empfiehlt strenge Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Adamsit. Dabei wird natürlich nicht davon ausgegangen, dass der Feststoff wie bei einem Polizeieinsatz fein versprüht wird. Eine spanischsprachige Quelle nennt eine Konzentration von 1,5 Gramm pro m3 über 10 Minuten als tödliche Dosis:

http://www.venezuelaawareness.com/2014/02/15f-gas-verde-usado-por-la-gua...

Adamsit wurde im 1. Weltkrieg produziert und sollte Soldaten dazu zwingen, Gasmasken abzusetzen. Es wurde nur selten militärisch oder polizeilich eingesetzt. Zuletzt wurde Venezuela vorgeworfen, Adamsit gegen Demonstrant*innen eingesetzt zu haben.

Nicht nur das Gas wirkt auf die Demonstrant*innen sondern auch die Behälter, in denen es verschossen wird. Amnesty International zählte alleine bis zum 21. November 270 Augenverletzungen durch Gasgranaten und Gummigeschosse, die auf Demonstrant*innen in Chile abgeschossen wurden. jk