In einem offenen Brief fordert eine Reihe von Politiker*innen und anderen Personen, die in der einen oder anderen Weise mit Afghanistan zu tun hatten, die Bundesregierung auf, Ortskräfte in Afghanistan und ihre Angehörigen nach dem Abzug im Juli nicht der Rache der Taliban zu überlassen. Ortskräfte werden unabhängig davon ob sie für ausländische Truppen oder etwa Entwicklungshilfeprojekte gearbeitet haben von den radikalislamistischen Taliban als Kollaborateure angesehen. Afghanische Hilfskräfte wurden immer wieder ermordet. In letzter Zeit sind die Taliban bis in die Nähe der Hauptstadt Kabul vorgerückt. Im Moment machen sie nur wegen der Feiertage am Ende des Ramadan drei Tage Pause. Das deutsche Ministerium für Inneres und Heimat setzt nur Wochen vor dem Abzug der Bundeswehr weiter auf ein umständliches Prüfverfahren bei der Aufnahme von Ortskräften. Wer seine Arbeit für eine deutsche Institution vor zwei Jahren beendet hat, fällt sowieso durch das Raster. Auch die Aufnahme der derzeit noch beschäftigten 500 Ortskräfte ist keineswegs gesichert. Die Taliban werden sich aber kaum an den deutschen Gefährdungskriterien orientieren. Deshalb fordern die Unterzeichner*innen den Verzicht auf unrealistische Ausschlusskriterien und stattdessen ein unbürokratisches Aufnahmeverfahren.
Siehe auch das Interview mit Günter Burkhardt von Pro Asyl auf der Webseite von Radio Dreyeckland, in dem Burkhardt auch die Probleme der Familienzusammenführung für bereits in Deutschland lebende Flüchtlinge aus Afghanistan anspricht.