Selenskyj angesichts russischer Ankündigung skeptisch, keine Evakuierung von Mariupol

Selenskyj angesichts russischer Ankündigung skeptisch, keine Evakuierung von Mariupol

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich skeptisch über die Ankündigung Russlands geäußert, die Angriffe im Raum von Kiew zu reduzieren. Einige Signale der Friedensgespräche seien positiv, meinte Selenskyj, doch sie könnten die Explosionen der Granaten nicht übertönen. Bei den Friedensgesprächen in Istanbul hatte die russische Delegation verkündet, Russland werde als vertrauensbildende Maßnahme die Angriffe auf Kiew und die nördlich von Kiew gelegene Stadt Tschernihiw „radikal“ reduzieren. Vorher war allerdings der russische Versuch, die ukrainische Hauptstadt rasch einzunehmen oder zu umzingeln offenbar gescheitert. Seit Wochen wird um die gleichen Vororte gekämpft. Zuletzt konnte die ukrainische Armee kleinere Gebiete zurückerobern.

 

Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby bestätigte, dass sich kleinere Einheiten aus dem Raum Kiew zurückziehen. Vermutete aber, dass es sich lediglich um eine Umgruppierung handeln würde, um die Einheiten an anderer Stelle in der Ukraine wieder einzusetzen.

 

Unterdessen ist die Initiative Frankreichs und der Türkei für eine Evakuierung der verbliebenen Bevölkerung aus Mariupol gescheitert. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte gestern deshalb erneut im Kreml angerufen. Nach dem Gespräch teilte das Amt des Präsidenten im Elysee-Palast mit, dass eine Einigung derzeit nicht möglich sei. Putin forderte als Vorbedingung für eine humanitäre Lösung, dass die Verteidiger die Waffen niederlegen. In Mariupol sollen sich nach Schätzungen noch bis zu 160 000 zivile Personen aufhalten. Seit Wochen gibt es in der Stadt weder Wasser noch Strom, noch Gas zum Heizen. Lebensmittel und Medikamente sind knapp. Tote werden in Massengräbern oder weil man sie nicht zum Friedhof bringen kann, im Mittelstreifen der Straßen begraben.