Am späten Montagabend hat ein Gericht in Istanbul den Antrag auf Freilassung von 5 Mitarbeitern der Zeitung Cumhuriyet (dschumhurijet) abgelehnt. Die Cumhuriyet ist die älteste Zeitung der Türkei und zugleich die einzige größere Zeitung, die weiter einen strickten Oppositionskurs steuert. Die Staatsanwaltschaft wirft der Zeitung vor, in den letzten Jahren mit der Bewegung des pensionierten Predigers Fethullah Gülen zusammengearbeitet zu haben. Gülen wird für den gescheiterten Militärputsch am 15. Juli 2016 verantwortlich gemacht. Unbestritten ist, dass die Cumhuriyet der Gülen-Bewegung jahrelang sehr kritisch gegenüber stand. Dass soll sich nach Meinung der Staatsanwaltschaft unter dem Chefredakteur Can Dündar (dschan dündar) geändert haben. Can Dündar gelang die Flucht nach Deutschland. Inhaftiert ist nun sein Nachfolger Murat Sabuncu (sabun-dschu) . Außer ihm bleiben inhaftiert Ahmet Sik (schik), der in früheren Zeiten bereits im Gefängnis saß, weil er vor der Gülen-Bewegung gewarnt hatte und Kadri Gürsel, der auch das International Press Institute in der Türkei vertritt, sowie zwei weitere Mitarbeiter.
Derzeit sind 171 Journalistinnen und Journalisten in der Türkei inhaftiert. Dem Prozess gegen die Cumhuriyet wird aber besondere Bedeutung beigemessen, da gleichzeitig versucht wird, die Zeitung zu enteignen. Außer den Inhaftierten ist ein Dutzend weiterer Mitarbeiter angeklagt. Ihnen drohen sehr hohe Freiheitsstrafen. Der Prozess wird am 25. September fortgesetzt werden.