Im Freiburger Stadtteil Waldsee, nahe dem alten Dreisamstadion, will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) drei Häuser in der August-Ganther-Straße abreißen, um dort neu zu bauen. Die Häuser 5,7 und 9 wurden in den frühen 50er-Jahren als Wohnungen für französische
Offiziere errichtet. Zwar bröckelt an ein paar Stellen außen etwas der Putz, ansonsten machen die Häuser, die eine großzügige Grünfläche hinter sich haben, aber einen sehr soliden Eindruck. Innen erst recht. Und so sind die aktuellen Mieter*innen auch überhaupt nicht einverstanden mit den Plänen der BImA, selbst wenn den Betroffenen angeboten wird, während der Bauzeit in die neuen BImA Wohnungen in der Colmarer Straße im Stühlinger zu ziehen. Die Bundesanstalt plant den Abriss für das Frühjahr/ Sommer 2026. Fertig werden sollen die neuen Häuser in der August-Ganther-Straße im dritten Quartal 2028. Der Wohnungsmix soll laut BImA aus Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen bestehen, wobei der Schwerpunkt auf „familienfreundlichen Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen“ liegen soll. Gegenüber Radio Dreyeckland erklärt die Bundesanstalt, dass ca. 2600 qm Wohnfläche neugebaut werden solle. „Unser Ziel ist die Schaffung von zusätzlichem bezahlbaren, zeitgemäßen und wirtschaftlichen Wohnraum. Durch den vorgesehenen Neubau kann mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen. Darüber hinaus werden die Wohnungen barrierearm und somit auf den demografischen Wandel vorbereitet sein. Ebenfalls ermöglicht uns der Neubau eine größere Bandbreite an Wohnungsgrößen und sorgt für eine lebendige Durchmischung in der Liegenschaft.“ Um diesen wohlklingenden Worten etwas entgegenzusetzen haben die MieterInnen, die den Wegfall der zwischen 120 m² und 140 m² großen Wohnungen befürchten, Kontakt zu Willi Sutter aufgenommen. Er hat sich einen Namen als Sanierer von alten Gebäuden rund um Freiburg gemacht. Verantwortlich war er z.B. für die Sanierung des Meierhofs in der Kartäuser Straße oder der alten Schule in Freiburg-Haslach. Gemeinsam mit Peter Schmidt und dem Ingenieur und Energieautor Wilhelm Stahl hat Sutter eine Art Gutachten, mit dem Titel Bestandserhalt statt Abriss erstellt. Sie schlagen die Sanierung des Bestands, den Dachausbau, bzw. Aufstockung des Daches und auch eine Aufstockung der Garagen und die Nutzung des neuen Stockwerks für Wohnraum, vor. Bisher stellt sich das Stadtplanungsamt gegen diese Pläne und erklärt auf RDL Anfrage: „Mit der Aufstockung der Garagengebäude würden diese für die Wohnnutzung erweitert. Die Wohnnutzung würde in die rückwärtige 2. Reihe erweitert werden. Dies ist in der näheren Umgebung nicht vorhanden. Unter Einhaltung der Städtebaulichen Ziele wäre das Einfügen gemäß § 34 BauGB nicht gegeben.“ Dass sich die aufgestockten ehemaligen Garagengebäude nicht in die Umgebung einfügen würden, ist angesichts einer recht heterogenen Bebauung des Straßenzugs eine doch bemerkenswerte Argumentation, auch vor dem Hintergrund, dass die BImA ihrerseits eine Tiefgarage plant, die bisher ebenfalls so nicht in der August-Ganther-Straße zu finden ist und mit der Einfahrt wohl auch die Optik der Straße verändern würde.
Die von den MieterInnen in Auftrag gegebene Studie erklärt die Sanierung des Bestands sei vor allem klimafreundlicher, aber auch finanziell günstiger. Mit den vorgelegten Ausbauplänen würde nur etwas weniger Wohnraum entstehen, als durch die Neubaupläne der BImA. Das alles präsentierten die MieterInnen in der August-Ganther-Straße am 31. Januar, gemeinsam mit den ExpertInnen in einem Pressegespräch. Anwesend waren u.a. aus dem Gemeinderat Lina Wiemer-Cialowicz (Eine Stadt für alle) und Timothy Simms (Grüne). Zudem ex Stadträtin Maria Viethen, allerdings als Anwältin, die die Zulässigkeit der absehbaren Verwertungskündigungen in Frage stellte. Wir waren beim Pressegespräch und haben anschließend auch mit Willi Sutter gesprochen. Zunächst aber mit einem betroffenen Mieter:
Willi Sutter: