Am 28. März standen zwei junge Antifaschisten in Lörrach vor Gericht. Die heute 20- und 21-Jährigen hatten rund zwei Jahre zuvor an einer Demonstration gegen einen AfD-Stand in Lörrach teilgenommen. In diesem Zusammenhang wurde ihnen gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen. Gegen einen der beiden Beschuldigten wurde das Verfahren eingestellt. Der andere wurde zu 50 Sozialstunden und der Teilnahme an einem Anti-Gewalt-Training verurteilt, zudem wurde die Entscheidung über eine 18-monatige Haftstrafe zur Vorbewährung nach Jugendstrafrecht ausgesetzt. Die Rote Hilfe Freiburg hat den Prozess beobachtet und öffentlich gemacht.
Bemerkenswert sind die Hintergründe dieses Falles. Da ist zum einen die unmittelbare Vorgeschichte der Tat: die rassistische Provokation und der Angriff auf die Mutter des späteren Verurteilten durch das spätere Opfer. Dies sei im Prozess nicht genügend gewürdigt worden, so die Rote Hilfe. Zweitens fügt sich der Prozess in eine ganze Reihe von unerfreulichen Begegnungen des nun verurteilten Antifaschisten mit der lokalen Polizei in der Gegend von Weil am Rhein – meist ganz offensichtlich an den Haaren herbeigezogenen Kriminalisierungen. Und schließlich scheint sich damit eine nunmehr 10-jährige Verfolgungsgeschichte fortzusetzen: Ab 2013 wurde die Familie des heutigen Angeklagten in ihrem Wohnort Friedlingen jahrelang aus rassistischen Gründen von Nazis massiv bedroht. 2016 wurde seine Mutter gar auf offener Straße zusammengeschlagen.
Die Eltern des jungen Antifaschisten haben einige Wochen nach dem Prozess für uns auf die Verhandlung zurückgeblickt und setzten sie im Studiogespräch auch mit ihren früheren Gewalterfahrungen und mit der heutigen Polizeirepression gegen ihren Sohn in Beziehung.