Italien: Berufungsverhandlung gegen Bürgermeister, der sich für Flüchtlinge eingesetzt hat

Italien: Berufungsverhandlung gegen Bürgermeister, der sich für Flüchtlinge eingesetzt hat

Am heutigen Mittwoch beginnt vor dem Appellationsgericht in Reggio Calabria die Berufungsverhandlung gegen Domenico Lucano. Lucano, dessen Vorname meist zu Mimmo verändert wird, soll als Bürgermeister von Riace Flüchtlingen mit illegalen Methoden wie dem Arrangement von Scheinehen geholfen haben. Dafür wurde er im September letzten Jahres zu 13 Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt. Das Gericht war bei dieser Strafe sogar noch wesentlich über die Forderung des Staatsanwaltes hinausgegangen, der eine Freiheitsstrafe von knapp 8 Jahren gefordert hatte. Lucanos Anwälte warfen dem Gericht eine gezwungene Interpretation vor, die nicht auf Fakten beruhe. Im gleichen Verfahren wurden auch 17 weitere Personen zu Strafen zwischen 4 Monaten und 9 Jahren und 10 Monaten verurteilt.

 

Lucano wollte seine von Abwanderung ausgezehrte Gemeinde mit Flüchtlingen zu neuem Leben erwecken. Er siedelte 450 Flüchtlinge in der vorher noch 1800 Einwohner*innen zählenden Gemeinde an. Durch den Zuzug konnte er verhindern, dass die Schule von Riace geschlossen wurde. Lucano kam bei einem Wettbewerb für den besten Bürgermeister im Jahr 2010 weltweit auf den 2. Platz. Im Jahr 2017 erhielt er den Dresdner Friedenspreis. Lucano hatte aber auch immer heftige Gegner. Nach seiner Wiederwahl 2009 wurde durch ein Fenster auf ihn geschossen und zwei seiner Hunde wurden vergiftet.