In Paris hat ein irregulär eingereister Migrant im Mai ein Kind vor dem Sturz aus einem Hochhaus mit einer mutigen Tat gerettet. Ein Passant filmte und das Video wurde im Internet innerhalb kürzester Zeit millionenfach gesichtet. So machte der Fall Schlagzeilen und führte dazu, dass Präsident Macron den neuen Helden traf und ihm ein Bleiberecht gewährte.
Für Radio MNE aus Mulhouse kommentierte Jean-Louis Billy diesen zwar glücklichen, aber heuchlerischen Einzelfall im Umgang der französischen Politik mit undokumentierten Migranten. Das Kommentar hört ihr:
- hier im Original auf Französisch
- und hier in der deutschen Übersetzung:
Kommentar: Frankreich: Heuchlerisch - und Deutschland? Ein Vergleichsfall
In Deutschland wäre womöglich nicht einmal eine solche Ausnahme zu erhoffen gewesen. Das lässt zumindest der Umgang mit Hassan Yahya vermuten, der im Februar 2018 aus Freiburg abgeschoben wurde. Er war 2014 schlagartig bekannt geworden, als er spontan eine Frau unterstützte, die von einem Mann mit dem Messer angegriffen wurde. Hassan Yahya ging dazwischen und rang den Angreifer nieder. Danach wurde er in den Medien gefeiert, von vielen Leuten kontaktiert und gelobt und auch OB Salomon dankte ihm offiziell. Doch er hatte keinen festen Aufenthaltsstatus. Auch Unterschriftenlisten, mit denen ein Bleiberecht für ihn gefordert wurde, blieben vergeblich: Nach über 14 Jahren in Deutschland wurde er abgeschoben (siehe Bericht in der BZ). Hassan Yayha ist vorbestraft, und er hatte als Herkunftsland - wohl fälschlich - Palästina angegeben. Damit gilt der Lebensretter nach heutigen Begriffen als "Identitätstäuscher", was den Entzug von Rechten im Asylverfahren nach sich zieht und in die Nähe zu den ominösen "Gefährdern" gerückt wird. "Identitätstäuscher" werden heutzutage neben "Straftätern" sogar nach Afghanistan abgeschoben. Der Fall von Hassan Yahya zeigt, wen das treffen kann. Die deutsche Konsequenz ist noch unmenschlicher als die französische Heuchelei...
(JW)