Lügen, persönliche Angriffe die ebenso hart wie ungerechtfertigt sind, gegen die man sich aber auch schlecht wehren kann, das kennen wir insbesondere aus der amerikanischen Politik. Eine regelrechte Diffamierungskampagne lief aber in diesem Sommer auch hier gegen die Rechtswissenschaftlerin Frauke Brosius-Gersdorf. Bemerkenswert war, dass Brosius-Gersdorf ihre Kandidatur für das Bundesverfassungsgericht letztendlich zurückziehen musste, obwohl sie zahlreichen Falschbehauptungen und Verdrehungen der Kampagne in der Öffentlichkeit erfolgreich entgegentreten konnte. Das zeigt welche Macht solche Kampagnen auch hierzulande entfalten können.
Die Kunst der persönlichen Diffamierung, Verunsicherung und Ausgrenzung beherrschte seinerzeit auch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR, die Stasi. Die Historikerinnen Katharina Lenski und Carola Dietze haben sich mit den Methoden der Stasi im Umgang mit wirklichen oder potentiellen Dissident*innen in der DDR beschäftigt. Die Methode hieß Zersetzung. Dieser spezielle Gebrauch im Zusammenhang mit der Stasi ist vom Gebrauch des Wortes in anderen Zusammenhängen zu unterscheiden. Z. B. sprach man im Dritten Reich von Wehrkraftzersetzung, wenn sich jemand in irgendeiner Weise negativ über Hitlers Krieg geäußert hatte. Bei der Stasi bezeichnete das Wort aber nicht einen diffusen Vorwurf, sondern eine Methode, die die Organe des Staates selbst anwandten. Mehr dazu gleich im Interview.
Carola Dietze und Katharina Lenski sehen auch Parallelen in der heutigen Gesellschaft, in manchen Fällen vielleicht auch die Adaption alter Methoden der Ausgrenzung an der in der DDR weit mehr Personen beteiligt waren, als nur die Mitarbeiter*innen der Stasi. Das ist auch einer der Gründe für die ungenügende Aufarbeitung.
jk