Grenzregion als Rückzugsraum europäischer Neonazis: NS-Black-Metal Konzert in Ostfrankreich geplant

NS-Black-Metal Konzert in Ostfrankreich geplant

Line-Up des geplanten NSBM Festivals in Ostfrankreich am 20.09.2025

Line-Up des geplanten NSBM Festivals in Ostfrankreich am 20.09.2025
Line-Up des geplanten NSBM Festivals in Ostfrankreich am 20.09.2025
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Antifa Recherche RAGE

Für manch HörerInnen ist ja Black-Metal-Musik als solches schon eine Herausforderung. Das Line-up des für den 20. September in Ostfrankreich subversiv beworbenen „National-Socialist-Black-Metal“ (NSBM) – Festivals, überschreitet die Grenzen des Geschmacks jedoch zwangsläufig. Unverholener Geschichtsrevisionismus, Verherrlichung der Schoah, Verkündung des Rassenkriegs und Aufrufe zur „Ermordung aller Parasiten“ stehen auf dem Programm.

Französische Antifas der Gruppe Rassemblement Antifa du Grand-Est (RAGE) veröffentlichten eine Woche vor dem geplanten internationalen Großevent ein umfassendes Dossier zu den geplanten Bands und wachsender neofaschistischer Bedrohungen in der Region. Die Parolen der angekündigten NSBM-Bands Goatmoon (Finnland), Frangar (Italien), Sunwheel (ehemals Swastika, Polen), Eidkameraden (Schweiz) und Formoraich (Frankreich) haben es in sich. Zudem soll als sechste Band eine Szenegröße aus Deutschland auftreten – BeobachterInnen erwarten hunderte TeilnehmerInnen über die Region hinaus. Auch die Naziband Nordglanz aus Hessen steht auf dem Plakat, was eine bedeutende Beteiligung deutscher Nazis vermuten lässt.

In der Vergangenheit organisierte sich die Neonaziszene in der Großregion nicht selten über Grenzen hinweg. Es könnte wie so oft eine kurzfristige Verlegung des Events erfolgen. Laxere Gesetzgebungen und seltenere Strafverfolgung machte den Osten Frankreichs im letzten Jahrzehnt zu einem Hotspot für Kampfsportevents und Konzerte der Rechtsradikalen. Für stolze 40 Euro pro Ticket ist das Konzert über PCS-Coupons buchbar. Offenbar soll es in der Nähe von Verdun stattfinden, da wo zuletzt eine verstärkte Aktivität deutscher und französischer Nazis der in Deutschland verbotenen „Hammerskin Nation“ verzeichnet wurden.

Die Antifas des RAGE befürchten, dass die Region besonders nach dem Verbot der Hammerskins in Deutschland noch attraktiver wird. Bereits im Juni 2024 wurde ein internationales Kampfsportevent im Clubhouse der Hammerskins in der Meuse von EXIF-Recherche und RAGE dokumentiert. Der Rat des Départements an der Südmaas forderte in der Folge ein einstimmiges Verbot der Hammerskins nach deutschem Vorbild und eine Schließung der „Taverne de Thor“. Das Innenministerium machte bisher jedoch keine Anstände nennenswert gegen deren Organisierung vorzugehen.

Auch die Presse reagierte bereits auf das geplante Nazi-Festival unter dem Titel „Black Metal Blitzkrieg V2“. Damit stehen die Behörden unter zunehmendem Druck, den antifaschistischen Lippenbekentnissen auch Taten folgen zu lassen. Im Februar 2023 hatte die zuständige Präfektur der Vogesen nach antifaschistischen Interventionen ein ähnliches Konzert verboten und letztlich verhindert. Wie so oft war die Aufklärung im Vorfeld das Werk von Antifagruppen. Und wie ebenso oft, hatten die Nazis mit einer verdeckten Anmietung von kommunalen Veranstaltungsräumen versucht, Öffentlichkeit und Behörden bezüglich ihrer wahrhaftigen Vorhaben hinters Licht zu führen.

Am 20. September findet in der Region zugleich die internationale Großdemo gegen das in Bure geplante Atommüllendlager statt. Neben anhaltenden Protesten gegen die Austeritätspolitik und Macrons Ministerialrochade zugunsten eines pro-faschistischen Militärs, dürfte die Obrigkeit im Grand-Est dieser Tage allerhand zu tun bekommen.

LS

 

Berichte zum geplanten NSBM-Festival: RAGE | Mediapart | Est Républicain/Vosges Matin