Mutmaßlich antiziganistische Polizeigewalt: Polizisten hetzen Hund auf Freiburger Rom

Polizisten hetzen Hund auf Freiburger Rom

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Polizeigewalt stoppen
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Update Freitag: Am Freitag hat sich auch der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, zu dem Fall geäußert und das vollkommen unverhältnismäßige Vorgehen der Polizeibeamten kritisiert: „Dieser Vorfall muss lückenlos aufgeklärt werden, damit das Vertrauen unserer Minderheit in die Polizei nicht beschädigt wird. Sollten die Vorwürfe zutreffen, hätten wir es mit Fällen von gefährlicher oder schwerer Körperverletzung und Nötigung zu tun. Sollte die Annahme der Strafanzeige dieses Vorfalls durch die Freiburger Polizei tatsächlich verweigert worden sein, besteht zudem der Verdacht der versuchten Strafvereitelung im Amt durch weitere Polizeibeamte.“ Romani Rose fordert Aufklärung von Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl und dem Freiburger Polizeipräsidenten Franz Semling. Er verweist auch auf den jüngsten Roma und Sinti Diskriminierungsbericht ( RDL Interview) und beklagt den "zunehmenden offenen Antiziganismus".

Update Donnerstag: Polizeisprecherin Laura Riske bestätigte auf Nachfrage von RDL am 14. 05.das Geschehen: "Nach Rücksprache mit den betreffenden Organisationseinheiten kann ich Ihnen den Fall einschließlich des Hundebisses lediglich bestätigen." Auf die Frage, warum überhaupt ein Hund zu dem Einsatz mitgeführt worden sei, antwortete sie: "Der Einsatz der Hundestaffel war lediglich dem Zufall geschuldet, dass diese die nächste freie Streife war und bis zum Eintreffen des Polizeireviers Breisach somit bereits vor Ort." Weitere Informationen könne sie wegen der laufenden Ermittlungen nicht geben - die Ermittlungen laufen derzeit aber laut Riske wegen "Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte"!

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Am 28. April 2020 haben Polizisten in Umkirch einen Polizeihund auf einen 48-jährigen Angehörigen der Roma-Minderheit gehetzt, sodass dieser schwer verletzt wurde. Im Krankenhaus sei ihm mitgeteilt worden, dass ein nur geringfügig tieferer Biss hätte tödlich sein können, so der Betroffene und sein Sohn in ihrem auf Facebook geteilten Bericht.

Zwei Polizisten seien wegen einer Lappalie - bei der die Betroffenen zudem eigentlich die Geschädigten waren - angerückt und hätten die Situation grundlos und schnell eskalieren lassen, so der Bericht. In diesem Zuge habe ein Polizist den Polizeihund befohlen, zu beißen. Der Polizeihund habe zunächst angesetzt, den Betroffenen in den Bauch zu beißen, sei dort abgerutscht und habe sich in den Arm verbissen. Im Video sind die zahlreichen und tiefen Verletzungen deutlich zu erkennen. Die Szene spielte sich vor dem Sohn und weiteren, hinzugeeilten Angehörigen einschließlich Enkelkindern des Betroffenen ab. Auch seine Frau und seine Schwiegertochter seien auf ihren Protest hin von den Polizisten angegangen worden. Dem Sohn gelang es, einen Krankenwagen und die Polizei zu alarmieren. Letztere schritt gegen ihre eigenen Kollegen ein. Inzwischen habe sich eine Zeugin gemeldet und die Polizei wolle diese Woche erste Ermittlungsergebnisse veröffentlichen.

Der Betroffene lebt seit 28 Jahren in Deutschland, sein Sohn kommt aus Freiburg und ist komplett hier aufgewachsen. So etwas hätten sie noch nie erlebt, betonen sie in ihrem gemeinsamen Videobericht.

Mit Erlaubnis der Betroffenen veröffentlichen wir hier das Audio ihres Berichts: 15:31