Bei der Stichwahl am Sonntag gewann Wolodymyr Selensky mit 73 % der Stimmen gegen den amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko. BeobachterInnen werteten die Entscheidung vor allem als ein Votum gegen Korruption und die Herrschaft reicher Oligarchen. Der Süßwarenproduzent Poroschenko wird selbst zu den Oligarchen gezählt. Sein Herausforderer Selensky spielte zunächst in der Fernsehserie „Diener des Volkes“ einen Lehrer, der Präsident werden wollte und dann ein Präsident wird und mit der Vorherrschaft der Oligarchen aufräumt. Überraschend kandidierte dann der Schauspieler Selensky selbst für das Amt des Präsidenten und wird es nun antreten.

Die französische Zeitung Le Monde hob hervor, dass Selenskyj in seiner Wahlkampagne einen ganz ungewöhnlichen Populismus gezeigt habe. Seine Kampagne sei proeuropäisch gewesen. Vor allem sei Selensky der einzige Kandidat gewesen, der nicht auf die Angst der WählerInnen gesetzt habe.

Selenskyj hat es immer vermieden, ein ausgearbeitetes Programm vorzulegen. Stattdessen verweist er auf ein Expertenteam, das aber noch nicht fest umrissen ist. Seine Ziele sind eine nähere Anbindung an EU und NATO, die Beendigung des schwelenden Krieges im Donbass und Bekämpfung der Korruption. Allerdings hat Selenskyj selbst Beziehungen zu dem Oligarchen Ihor Kolomojsky in dessen TV-Sender die Serie „Diener des Volkes“ lief.