Türkei: Auch nach der Wahl aufgeheizte Stimmung, Angriff auf Oppositionsführer

Türkei: Auch nach der Wahl aufgeheizte Stimmung, Angriff auf Oppositionsführer

Einen Tag nach gwalttätigen Angriff auf den Vorsitzenden der oppositionellen Republikanischen Volkspartei (CHP), Kemal Kilicdaroglu schweigt der Staatspräsident Tayyip Erdogan noch immer über den Vorfall. Kilicdaroglu wollte am Sonntag der Beisetzung eines von der PKK getöteten Soldaten beiwohnen. Die Beerdigung sollte in einem Dorf bei Ankara stattfinden. Eine Gruppe von Teilnehmern brüllte aggressive Parolen wie „PKK raus!“ Kilicdaroglu wurde getreten und geschlagen. Auch Steine wurden nach ihm geworfen. Als er sich in ein Haus in der Nähe flüchtete, brüllten Leute: „Zündet das Haus an!“ Schließlich wurde der CHP-Vorsitzende mit einem gepanzerten Fahrzeug weggebracht. Er trug nur leichte Verletzungen davon. Sprecher von Erdogans Partei haben den Vorfall verurteilt, doch Erdogan selbst schweigt. Der Verteidigungsminister Hulusi Akar hielt nach den Vorfällen bei der Beerdigung eine doppeldeutige Rede auf dem Platz. Ein Angreifer wurde mittlerweile festgenommen, gegen weitere wird ermittelt.

 

Hintergrund der Ausschreitungen ist der von Erdogans Wahlkoalition erhobene Vorwurf, die CHP habe ihre Wahlsiege bei den Kommunalwahlen in Städten wie Istanbul und Ankara mit Hilfe der PKK erreicht. Tatsächlich hatte die pro-kurdische HDP in diesen Städten keine eigenen Kandidaten aufgestellt und ihre WählerInnen dazu aufgerufen ihre Stimme gegen Erdogans Koalition abzugeben.