Türkei ging gegen Schriftsteller Akhanli mit schweren Vorwürfen vor - Nachricht mit Zusatz

Türkei ging gegen Schriftsteller Akhanli mit schweren Vorwürfen vor - Nachricht mit Zusatz

Wie jetzt bekannt wurde, ist die Türkei bei der Fahndung nach dem Schriftsteller Dogan Akhanli um seine Auslieferung zu erreichen mit noch schwereren Vorwürfen vorgegangen als bisher bekannt war. Der deutsche Staatsbürger hatte in Spanien Urlaub gemacht und wurde am 19. August völlig überraschend in seiner Ferienwohnung festgenommen, weil ihn die türkische Regierung über Interpol mit Roter Markierung suchen ließ. Nach Intervention der deutschen Regierung wurde Akhanli freigelassen, darf aber Spanien nicht verlassen, so lange das Verfahren wegen seiner Auslieferung läuft. Hintergrund ist, so war anzunehmen, der Vorwurf, er habe im Jahr 1989 eine Wechselstube in Istanbul überfallen. 2011 wurde Akhanli von einem Gericht in Istanbul freigesprochen, nachdem ihn Zeugen nicht als Täter identifiziert hatten. Zwei Jahre später hob ein anderes Gericht die Entscheidung auf.

Interpol verlangt nun wegen neuer Anschuldigungen und betreffend die Aufhebung der früheren türkischen Staatsbürgerschaft Akhanli Klärung von Ankara. Es hat den Anschein, als habe man Akhanlis Akte etwas dicker gemacht, um des oppositionellen Schriftstellers habhaft zu werden.

PS: Es handelt sich bei diesen "neuen Anschuldigungen" um die  von der Türkei erhobene Behauptung, eines Verfahrens wegen Vergewaltigung. Außerdem teilten die türkischen Behörden Interpol mit, Akhanli sei bewaffnet und gefährlich, er könne fliehen. Über ein Verfahren wegen Vergewaltigung war bisher nichts bekannt. Es ist auch schwer vorstellbar, dass der Vorwurf auf irgendeinem realen Geschehen beruht. Im Jahr 2011 konnte Akhanli ja aus der Türkei wieder ausreisen, ohne dass dieser Vorwurf auftauchte. Doch die türkische Justiz ließ nicht locker, weshalb sich Akhanli zwischen 2011 und 2013 ziemlich sicher auch nicht vorübergehend in der Türkei aufgehalten hat. Danach bestand ein neuer türkischer Haftbefehl gegen Akhanli in der Türkei. Wer nicht in der Türkei gewesen ist, kann aber folgerichtig dort auch keine Straftat begangen haben. Ebenso absurd ist die Behauptung der 60-jährige Schriftsteller Akhanli sei bewaffnet in den Urlaub gefahren. Beide Anschuldigungen dienten mutmaßlich dazu, Interpol und die spanischen Behörden zum Handeln zu bewegen.

Die Informationen zu den Angaben, die die türkischen Behörden gegenüber Interpol gemacht haben, stammen aus der Zeitung Cumhuriyet, die allgemein als zuverlässig gilt und Akhanli gegenüber positiv eingestellt ist. Weil diese Quelle nicht genannt wurde und Zweifel an dieser Nachricht auftauchten, wurden die Einzelheiten der "neuen Anschuldigungen" von der Webseite von Radio Dreyeckland vorübergehend entfernt.

jk