Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist mittlerweile ein drittes Fax mit Drohungen gegen die Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız aufgetaucht. Diesmal wurde das Schreiben nicht direkt an die Anwältin, sondern gleich an das Polizeipräsidium Frankfurt gefaxt. Ein erstes Drohschreiben mit der Unterschrift NSU 2.0 ging im vergangenen August bei der Anwältin ein. Seda Başay-Yıldız hatte im NSU-Prozess Nebenkläger vertreten. Öffentlich bekannt wurde sie auch als Vertreterin des Islamisten Sami A. dessen Abschiebung nach Tunesien für Schlagzeilen gesorgt hatte. In dem ersten Drohschreiben wurde die Anwältin und ihre zweijährige Tochter mit dem Tode bedroht. Sie solle Deutschland verlassen so lange es noch Zeit wäre. Das Schreiben enthielt Angaben über die Anwältin wie ihre Adresse, die nicht öffentlich bekannt waren. Es stellte sich heraus, dass eine Polizistin des 1. Polizeireviers in Frankfurt die entsprechenden Daten kurz vorher im System der Polizei abgefragt hatte. Ein dienstlicher Grund für die Abfrage war nicht erkennbar. Selbige Polizistin und vier ihrer Kollegen bildeten eine Chatgruppe, in der sie rechtsradikale Inhalte austauschten. Im Herbst ging ein weiteres Drohschreiben ein, das auch an andere Personen mit Migrationshintergrund verschickt wurde. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt geht nun davon aus, dass auch das dritte Schreiben von der gleichen Quelle stammt, weil es über die gleiche verschlüsselte Verbindung verschickt wurde.

Die Ermittlungsgruppe zu den Vorfällen geht mittlerweile davon aus, dass es weitere Polizisten gab, die von der rechtsradikalen Gesinnung ihrer KollegInnen wussten. Außerdem wurde der Fall eines weiteren Polizisten bekannt, der Informationen aus dem Polizeicomputer an eine Freundin weitergegeben haben soll. Die Frau soll der Neonazi-Gruppe Aryans angehören. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Polizisten mittlerweile Anklage erhoben.