Aufruf aus den italienischen Corona-Hotspots: Wir wollen nicht zur Normalität zurückkehren, denn diese Normalität ist das Problem!

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Wir wollen nicht zur Normalität zurückkehren, denn diese Normalität ist das Problem!

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Verschiedene soziale Zentren und andere linke Initiativen aus Brescia und anderen besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Gegenden Italiens haben am 30. März einen Aufruf mit dem Titel "Wir wollen nicht zur Normalität zurückkehren, denn diese Normalität ist das Problem!" veröffentlicht. Das meldet das freie Radio Onda d'Urto. In Anspielung auf den Slogan "andrà tutto bene" - "alles wird gut gehen" schreiben sie:

"Gar nichts geht gut: tausende Tote, zehntausende offiziell Infizierte, wer weiß wieviele es tatsächlich sind. Die Krankenhäuser haben keine Plätze mehr, man wartet auf den Fluren oder wo auch immer man kann. Man stirbt zu Hause, allein. Das Gesundheitspersonal, von jahrzehntelangen Kürzungen bis auf die Knochen ausgedünnt, reicht nicht aus. (...) Wir schreiben aus dem Herzen der Produktion des Landes, wo die lokalen Verbände der Confindustria (Interessenvertretung der Industrie) sich bis zuletzt gegen einen vollständigen Stop der nicht wesentlichen Produktionsketten gestemmt haben - und noch immer versuchen, das zu tun. Von hier aus gesehen, werden die Gewalt und die Ungerechtigkeit, das Geld über die Gesundheit der Menschen zu stellen, mit jeder Stunde offensichtlicher. Heute zahlen wir den Preis für Entscheidungen, die kürzlich getroffen wurden, bewusst und böswillig, aber auch für Jahrzehnte der Kürzungen und der Privatisierung des Gesundheitswesens, der prekären und schlecht bezahlten Arbeit, des Mangels an Geld für diejenigen, denen es am Ende des Monats ausgeht oder die die Miete nicht zahlen können.

Wenn der Ausnahmezustand vorbei ist, wollen wir wirklicht nicht "zur Normalität zurückkehren", zur Normalität einer Gesellschaft, die die Profite Weniger über die Gesundheit und das Wohlbefinden Vieler stellt, die die jahrelange Zerstörung des Gesundheitssystems zugelassen hat, die sich schon darauf vorbereitet, die Kosten der erschreckenden Krise, die auf uns zukommt, auf uns abzuladen. (...)"

Die Unterzeichnenden fordern eine umfassende Gesundheitsversorgung für Alle, eine bessere Finanzierung des Gesundheitswesens und die Beschlagnahmung der privaten medizinischen Strukturen; die wirkliche Schließung aller nicht wesentlichen Produktion und Sicherheit für die Beschäftigten in den notwendigen Produktionsbereichen; ein "Quarantäne-Grundeinkommen" für alle; die Legalisierung der Sans Papiers, um auch ihnen den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen; die Beschlagnahmung von Wohnmöglichkeiten wie Hotels für Wohnungslose; Maßnahmen zur Reduktion der Überfüllung in den Gefängnissen und zum Gesundheitsschutz für die Gefangenen; Schutz und Finanzierung von Frauenhäusern und Safe Spaces für Frauen.