25 Jahre
Chemiekatastrophe von Bhopal
No
Justice - No Business
Sendetermine: Freitag, 04. Dezember um 19 Uhr und Dienstag,
8. Dezember um 13 Uhr.
In der Nacht zum 3. Dezember 1984 kam es im indischen Bhopal zu einem der
schlimmsten Industrieunfälle des letzten Jahrhunderts: In einer Pestizidfabrik
der Union Carbide Corporation (UCC) explodierte ein Gastank mit Methylisocyanat
(MIC). 7000 bis 10.000 Menschen kamen unmittelbar bei der Chemiekatastrophe ums
Leben, rund 15.000 starben in den folgenden 20 Jahren.
Eine Sendung der Redaktion "Treffpunkt Eine Welt" bei Radio Darmstadt
zusammen mit der Radiogruppe von ai Jena.
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"Wir lebten direkt gegenüber der Fabrik, 150 Meter entfernt. Drei
meiner Schwestern, zwei Brüder und meine Eltern starben in der Nacht. Meine
Schwester, mein älterer Bruder und ich waren die einzigen Überlebenden",
erklärt Sanjay Verma, der in einem Waisenhaus aufgewachsen ist. Der 25-Jährige
war in den vergangenen Wochen mit dem Bhopal-Bus, der von Amnesty International
unterstützt wird, unterwegs in Europa, um auf die Katastrophe nach der
Katastrophe aufmerksam zu machen.
Noch immer verseucht
25 Jahre nach der Tragödie ist das Gelände immer noch verseucht, obwohl die
Kosten für eine Dekontaminierung gemäß einer Greenpeace-Studie nicht mehr als
30 Millionen Dollar betragen würden. Zehntausende von Menschen trinken nach wie
vor vergiftetes Wasser. Mehr als 100.000 Menschen leiden an unheilbaren,
chronischen Krankheiten wie Atembeschwerden, Störungen des Nervensystems oder
Krebs. Die Überlebenden warten noch immer auf Entschädigung und
Wiedergutmachung. Auch Sanjay Verma, der zum Zeitpunkt des Unglücks sechs
Monate alt war, muss heute Medikamente nehmen: "2005 hatte ich einen
Schlaganfall, was für Menschen in meinem Alter ungewöhnlich ist, meinen die Ärzte."
Die Reaktion von Union Carbide auf die Katastrophe von Bhopal wirft für
Amnesty International grundsätzliche Fragen zu Verantwortung,
Rechenschaftspflicht und Ethik von Unternehmen auf. Während in Bhopal Tausende
von Menschen ihr Leben verloren, weil rund 54 Tonnen Methylisocyanat (MIC) und
weitere Reaktionsprodukte ausgetreten sind, behaupteten Verantwortliche des
Chemiemultis in den USA immer noch, MIC sei nicht giftig. Bis heute hat sich
UCC - die 2001 von Dow Chemical übernommen worden ist - geweigert, die
Reaktionsprodukte zu nennen, die mit MIC ausgetreten sind. Dadurch wird eine
korrekte Behandlung der Überlebenden verhindert.
Gravierende Fehler
Union Carbide hatte schon vor dem verhängnisvollen Unglück vom 3. Dezember
1984 gravierende Fehler gemacht. Während die Firma in den USA ein Alarmsystem
zur Information der Bevölkerung eingerichtet hat, fehlte dieses in Bhopal.
Durch derartige unternehmerische Doppelstandards werden häufig Menschenrechte
der armen Bevölkerung in Entwicklungsländern verletzt, kritisiert Amnesty
International. Aber auch die indische Regierung hat versagt: Sie hat in einen
Vertrag mit zu geringen Kompensationszahlungen eingewilligt, das Gelände nicht
reinigen lassen und nicht für eine wirksame Behandlung der Erkrankten gesorgt.
Amnesty International fordert von Dow Chemical und der indischen
Regierung, dass das verseuchte Gelände sofort gereinigt wird und die Bevölkerung
von Bhopal Zugang zu sauberem Trinkwasser und einer guten medizinischen
Versorgung erhält.
(Quelle: www.amnesty.de)