Endlagerproblem Frankreich: Bürgerinitiativen klagen gegen Atommülldeponie in Bure

Bürgerinitiativen klagen gegen Atommülldeponie in Bure

Zwei Monate nach dem Beschluss der französischen Regierung, das in Lothringen geplante Atommüllendlagerprojekt CIGEO als von öffentlichem Interesse (DUP) zu bestätigen, haben Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelpersonen am 7. September fristgerecht eine Klage eingereicht. Darin werden die mangelhaften Voruntersuchungen des offenbar größten und gefährlichsten Industrieprojektes in Europa bemängelt. In einer am Mittwoch veröffentlichten Pressemitteilung kritisieren die KlägerInnen, dass weder der drohende ökologische Schaden noch das Risiko oder die finanziellen Grundlagen des Bauprojektes geklärt seien. Die geologischen Untersuchungen führten laut Umweltschutzverbänden eher zu dem Schluss, dass das Tongestein in der südlichen Meuse ungeeignet sei. Besonders drohe durch die spezifischen geologischen Formationen des Standortes eine Kontaminierung des Grundwasserbeckens, welches bis nach Paris reicht.

Im vergangenen Herbst fand ein „Beteiligungsverfahren“ der BürgerInnen betroffener Landkreise vor allem in Form vielfältigem Protestes statt. Unter anderem gab es Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften. Rathäuser wurden blockiert und ganze Gemeinderäte mehrerer Dörfer lehnten den Vorschlag für die DUP ab. Dennoch hatten die KommissarInnen, die die Volksbefragung durchführten, behauptet, es gäbe in der Region überhaupt keine Einwände gegen das Vorhaben. Seit mehr als zwanzig Jahren wird in der Region gegen das Projekt protestiert, was der Staat wie zu erwarten mit Repression beantwortet. 2018 wurde der über eineinhalb Jahre besetzte Endlagerstandort mit 500 Einsatzkräften geräumt und im November findet das Berufungsverfahren gegen eine angebliche kriminelle Vereinigung Oppositioneller in der Lothringer Metropole Nancy statt.
CIGEO ist ein wesentlicher Baustein des französischen Atomprogramms und soll in etwas mehr als zehn Jahren fertiggestellt werden, um mittelfristig 98,8 % der in Frankreich produzierten Radioaktivität in 500 Meter Tiefe „sicher einschließen“. Dafür würden wöchentlich drei Castortransporte pro Woche nach Bure fahren, und zwar ein Jahrhundert lang. Was mit dem in Zukunft entstehenden Atommüll passieren soll, ist ebenso wenig geklärt wie die Frage, ob es überhaupt eine Baugenehmigung für das pharaonische Projekt geben wird. Einen Antrag auf Baugenehmigung hat der französische Staat bereits mehrfach vertagt. Neben der Unklarheit bezüglich Umweltschäden, Sicherheit und Finanzierbarkeit des Tiefenendlagers ist auch die Frage der Vermittlung an zukünftige Generationen vollkommen offen.

(ls)