Der Streik bei der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF soll sich heute deutlich verstärken. Für den heutigen Montag wird erwartet, dass rund drei Viertel der Lokführerinnen und Schaffner streiken. Das wären deutlich mehr Streikende als bei den letzten Streiktagen und kaum weniger Beteiligung als zu Beginn der Eisenbahnstreiks Anfang April. Bei den letzten Streiktagen waren rund die Hälfte der Züge gefahren.
Die Gewerkschaften rufen die Eisenbahnerinnen heute ausserdem dazu auf, über die Eisenbahnreform abzustimmen. Diese symbolische Abstimmung soll den Druck auf die Regierung weiter erhöhen.
Die Nationalversammlung hat den entsprechenden Gesetzentwurf Mitte April in erster Lesung durchgewunken. Der Senat soll sich ab dem 23. Mai damit befassen. Mit dieser Reform soll die SNCF eine Aktiengesellschaft werden, die dem Staat zu 100 Prozent gehört. Der Personenverkehr soll für den Wettbewerb geöffnet werden. Neu eingestellte Eisenbahner sollen nicht länger den beamtinnenähnlichen Status erhalten.
Jüngste Medienberichte zufolge planen SNCF und Regierung heimlich die Privatisierung von Teilen der SNCF. Das gehe aus einer E-Mail hervor, die ein Treffen zwischen Verkehrsministerium und SNCF protokolliert. Demnach hätte die SNCF die Möglichkeit gefordert, Anteile von SNCF-Tochtergesellschaften zu verkaufen. Im aktuellen Gesetzentwurf ist es für zwei Tochterfirmen ausdrücklich ausgeschlossen. Das gilt sowohl für die Tochtergesellschaft, die sich um den Eisenbahnnetz kümmert, als auch für die Tochtergesellschaft, die sich um den Passagierverkehr kümmert. Weitere Tochterfirmen der SNCF, die bereits existieren oder künftig entstehen könnten, werden im Gesetzentwurf jedoch nicht genannt und könnten vielleicht als erste privatisiert werden. So könnte es besonders den rentablen Tochterfirmen für Logistik und Güterzugverkehr ergehen. Die SNCF bestreitet weiterhin jeden Privatisierungsplan.
(mc)