Nach dem tödlichen Schlagabtausch zwischen Israel und Iran unter Beteiligung eines Herrn aus Washington schauen wir auf das Nachbarland Irak. Seitdem die USA so freundlich waren, den eigentlichen Erzgegner Irans, Saddam Husein zu beseitigen, hat der auch religiös begründete Einfluss der Islamischen Republik Iran auf das Land an Euphrat und Tigris stark zugenommen. Politisch und gesellschaftlich tastet sich Iran nach Irak vor. Doch der Einfluss Irans ist im Irak keineswegs unumstritten. Faisal Saeed Al Mutar glaubt den fundamentaalistischen Bestrebungen in seiner Region durch die Verbreitung von Ideen, gesicherten Informationen entgegentreten zu können, wozu heute die grenzüberschreitenden technischen Möglichkeiten bestehen. "Das beste wäre es, den Iraner*innen freien Zugang zum Internet zu ermöglichen", sagt er im Gespräch mit Radio Dreyeckland. Er ist Gründer des Netzwerkes Ideas Beeyond Borders. Als säkularer Iraker musste er 2013 den Irak wegen Drohungen islamistischer Milizen verlassen.
Im Interview erwähnt er den Begriff der "Herrschaft des religiösen Rechtsgelehrten" oder genauer "Statthalterschaft ..." (welâyat-e faqih). Da die Schiiten in Iran und Irak auf die Wiederkehr des verborgenen 12. Imam warten und eine gerechte Herrschaft vorher nicht möglich ist, gab es ein theologisches Hindernis für die Einmischung der Geistlichen in die Politik, denn nach ihrem Glauben, war da ohne den 12. Imam nicht viel zu retten. Der Führer der Islamischen Revolution von 1979, Ruhollah Chomeini fand eine Lösung indem er einen religiösen Führer vorsah, der aufgrund seiner Bildung als Stellvertreter bis zur Wiederkehr des verborgenen Imams fungieren konnte. Zunächst nahm er selbst diese Position ein und nach seinem Tod Ali Chamenei, der mithin das letzte Wort in allen Staatsangelegenheiten in Iran hat. Damit können Schiit*innen auch außerhalb Irans Ali Chamenei als ihren Führer betrachten. Doch nicht alle Geistlichen und Laien akzeptieren dieses theologische Konzept.
jk