Mia Mingus ist Autorin, Organisatorin und Pädagogin und lebt in Georgia in den USA. In meinem Gespräch mit ihr wurde klar, daß sie schon unzählige Fälle brutaler Gewalt mit Intervention und Mediation – den Mitteln der Transformativen Gerechtigkeit – begleitet hat. Sie arbeitet in diesem Bereich auch schon seit fast 20 Jahren. Sie arbeitet auch viel zu Hürdengerechtigkeit oder Barrierefreiheit.
Mia Mingus ist gar nicht der Meinung, daß Menschen in den Prozessen zur Passivität verdammt sind, oder zu „Opfern“ ihrer Umstände gemacht werden.
"Restorative Justice muss eine Position einnehmen, die sowohl innerhalb als auch außerhalb des Strafrechtssystems liegt. Sie muss innerhalb des Systems arbeiten, um die unmittelbaren Bedürfnisse von Opfern, Straftäter:innen und Gemeinschaften zu befriedigen, aber auch mit denjenigen außerhalb dieses Systems verbunden sein, die weiterhin für eine andere Vision der Gesellschaft kämpfen, in der Herrschaft, sowohl in ihren systemischen als auch in ihren alltäglichen Formen, aufgehoben wird."
(Andrew Woolford, Professor für Soziologie und Kriminologie an der Universität von Manitoba. Amanda Nelund ist außerordentliche Professorin für Soziologie an der MacEwan University in Alberta.)
Ein bekanntes Beispiel für Wiederherstellende Gerechtigkeit ist vielleicht die Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika, die nach dem Ende der Apartheid die Aufarbeitung einer Geschichte von schwersten, systematischen Menschenrechtsverletzungen und eine friedliche Zukunft ermöglichen sollte. Hierzulande wird parallel zum Justizvollzug auch ein Täter-Opfer-Ausgleich angeboten, bei dem Betroffene und Übergriffige sich in einem Mediationsverfahren treffen.
Ich möchte zunächst von Mia wissen, was sie mit ihrer langjährigen Erfahrung dazu sagt, ob Wiederherstellende oder Restorative Justice und Transformative Gerechtigkeit Hand in Hand gehen.