Nach Einschätzung der Initiative Energien Speichern könnte eine Blockade der Gaslieferungen aus Russland in dieser Heizperiode noch ausgeglichen werden, falls der Winter weiter milde endet. Alleine im Januar haben nach Mitteilung der EU-Kommission wegen des drohenden Engpasses 120 Schiffe mit Flüssiggas Europa angelaufen. Allerdings weist die INES auf eine gewisse Unsicherheit hin, da es eine Situation wie gegenwärtig noch nie gegeben habe. Gleichzeitig weist der Verband Zukunft Gas darauf hin, dass Sanktionen im Energiebereich zu höheren Kosten für die Verbraucher*innen führen würden. Angesichts der Spannungen mit Russland und der Entscheidung von Bundeskanzler Scholz, die Gaspipeline Nordstream 2 jetzt nicht zu lizenzieren, sind die Gaspreise in Europa laut CNN am Dienstag um etwa 10 % gestiegen. Die Preise waren aber vor Weihnachten bereits auf einem noch höheren Niveau. Grund war damals vor allem, dass Russland parallel zu seinem Aufmarsch gegen die Ukraine seit August weniger Gas geliefert hat, vermutlich um so einen Hebel für ökonomischen Druck zu haben. Trotz der reduzierten Lieferungen macht der russische Energiekonzern Gazprom weiter gute Gewinne. Der Verlust durch geringere Lieferungen wird durch den höheren Preis bislang mehr als ausgeglichen.
Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat zwei Vorschläge für den Staat, die sie der NOZ verraten hat: „Erstens: erneuerbare Energien ausbauen und das Energiesparen fördern. Und zweitens: die CO2-Einnahmen pro Kopf an die Haushalte rückerstatten.“ Das Rückerstattungsmodell, das es in der Schweiz bereits gibt, würde vor allem ärmeren Haushalten zugutekommen. Europa ist bei seinen Gasimporten zu 40 %, Deutschland sogar zu 50 % von Russland abhängig mit bislang steigender Tendenz. Außerdem bezieht Deutschland 30 % seines Öls aus Russland. Die jahrelange Sabotage der Energiewende durch die alte Bundesregierung und eine Reihe von Bundesländern sind zwar nicht der einzige Grund für die steigende Abhängigkeit, haben aber zur Abhängigkeit von Putins Gashahn beigetragen. Auch wenn Deutschland bei einer russischen Totalblockade noch eben so durch den endenden Winter kommt, dürfte es schwer werden, ohne russisches Gas die Gasspeicher für den nächsten Winter aufzufüllen.