Europas tägliche Tragödie: Wieder tote Flüchtlinge

Europas tägliche Tragödie: Wieder tote Flüchtlinge

Am gestrigen Donnerstag sind allein in zwei Fällen wieder mehr als 270 Menschen ums Leben gekommen, deren Flucht sie nach Europa geführt hatte. Vor der Küste Libyens, nahe der Stadt Suwara, sank ein Flüchtlingsschiff mit rund 400 Personen an Bord, ca. 200 davon ertranken auf offener See oder eingesperrt unter Deck. Die libysche Küstenwache konnte die übrigen Passagiere retten und brachte sie an Land, zum Teil in Auffanglager nahe Tripolis. Die Überlebenden stammen unter anderem aus Syrien, Pakistan, Marokko und Bangladesch. Libyen und insbesondere Suwara haben sich in den letzten Monaten zu einem der wichtigsten Orte auf der Flucht nach Europa entwickelt, der wegen des zerfallenden Zentralstaats in Folge des Bürgerkriegs kaum noch Grenz- und Küstenkontrollen durchführen kann.

Nicht an den EU-Außengrenzen, sondern mitten in Europa, in Österreich, sind derweil ebenfalls am Donnerstag 71 Leichen in einem Lkw nahe der ungarischen Grenze entdeckt worden. Das Fahrzeug war ersten Erkenntnissen zufolge am Mittwoch auf dem Standstreifen der Autobahn abgestellt worden und fiel am Donnerstag einem Mitarbeiter der Autobahngesellschaft auf. Die herbeigerufene Polizei konnte nur noch die Leichen der Menschen bergen, über deren Herkunft bislang nur syrische Reisedokumente Auskunft geben können. Bei der Pressekonferenz am heutigen Vormittag wurde bekannt, dass es sich bei den Toten um Frauen, Männer und Kinder handelt. Die Polizei geht davon aus, dass die Menschen bereits ein oder zwei Tage vor der Entdeckung des Lkws gestorben seien, sagte Landespolizeiinspektor Peter Doskozil bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Obwohl es noch keine offiziellen Ermittlungsergebnisse gibt, geht die Polizei laut Doskozil davon aus, dass die Menschen erstickt sind.