Der Samstag fing sehr mau an. Zunächst habe ich mir in der Filmmesse zwei Filme angesehen, die eher nicht der Rede wert sind. Zum einen ein mazedonisches Drama (The woman who brushed off her tears), zum anderen eine wirklich schlechte...
Der Samstag fing sehr mau an. Zunächst habe ich mir in der Filmmesse zwei Filme angesehen, die eher nicht der Rede wert sind. Zum einen ein mazedonisches Drama (The woman who brushed off her tears), zum anderen eine wirklich schlechte...
Von dem Dolan, den ich leider tatsächlich ca. 10 Minuten vor Ende verlassen mußte (ich habe das Ende dann aber einen Tag später noch sehen können) bin ich auf den letzten Drücker noch in den Wettbewerbsbeitrag von Ulrich Seidl, Paradies...
Der Medienrummel hier ist enorm, es sind Tausende von Journalisten akkreditiert, und Unmengen von Fotografen und TV-Teams... Und alle brauchen taeglich Stoff...! Den gibt es angesichts der Unmengen an Filmen hier zweifellos zur Genuege... Aber ich glaube, fuer die meisten meiner Kollegen ist der Promi-Faktor und der Glamour wichtiger als die Filme.
Das soll nicht ueberheblich klingen - wenn ich eine Akkreditierung von einem Boulevardblatt oder einer der gelben Friseurzeitschriften hatte, wuerde ich vermutlich auch sechs Stunden am roten Teppisch stehen, die Kamera in der hand, statt mir in der Zeit drei neue Filme anzusehen... So hat eben jede/r seinen/ihren Job...
Umsonst und Draussen - das Open-Air-Programm am Strand
Ein kleiner Ausgleich neben dem ganzen elitaeren Promi-Hype und Star-Rummel und den rigiden Zugangsbeschraenkungen finde ich, dass es die "plage" gibt, den Strand, wo alle, egal ob...
Einer der am meisten Aufsehen erregenden Regisseure der francophonen Welt ist zweifelsohne das ungewoehnliche Nachwuchstalent Xavier Dolan.
Ein Francokanadier, geboren 1989 in Montreal, der bereits mit 19 Jahren seinen ersten Film produzierte, und es damit sogar international in die Kinos schaffte. Eine Besonderheit ist, dass seine Filme, alle produziert in Kanada, zweisprachig sind, was bedeutet, dass auch im Film selbst die Figuren beide Sprachen durcheinander sprechen oder es Dialoge gibt, in deinen Eine/r diese, der oder die Andere jene Sprache spricht.
Sein Erstling "I killed my Mother" bzw. "J'ai tue ma mere" kam bei uns erst nachtraeglich in die Kinos, aufgrund des Erfolgs seines zweiten Werks, "Les Amours Imaginaires" resp. auf englisch als "Heartbeats", den ich hier in Cannes vor zwei Jahren ebenfalls als Premiere sehen konnt.
Laurence will eine Frau werden
Heute also wurde sein dritter Film vorgestellt, diesmal nur mit einem englischen Titel "Laurence anyways". Die Handlung laesst sich in wenigen Saetzen zusammenfassen: Ein Schriftsteller, Laurence (sehr gut gespielt vom frz. Schauspielstar Melvil Poupaud), lebt mit seiner wilden Freundin Fred (Suzanne Clement, auch sie spielt hervorragend) eine Art "amour fou", eine heftige, intensive, unkonventionelle Beziehung, in der sich die Beiden voler Ueberzeugung von jedem Spiessertum ihrer Umgebung absetzen. Aber als Laurence seiner Fred eines Tages gesteht, dass er kuenftig lieber als Frau leben moechte und ernsthaft eine Geschlechtsumwandlung anstrebt, ist die unkonventionelle Fred doch ueberfordert.
Wie ihr merkt, hängen wir mit der Berichterstattung ein wenig hinterher. Das liegt unter anderem daran, daß dieses Jahr das Jahr der Partys ist. Bisher war an jedem Abend eine mehr oder weniger aufwendige Veranstaltung, auf der man sich den Bauch vollschlagen und Champagner schlürfen konnte. Das macht Spaß, ist aber auch anstrengend und die Berichterstattung leidet, wenn man erst um 2 Uhr Nachts ins Bett fällt um am nächsten Morgen um 10 Uhr wieder im Kino zu sitzen.
Aber es hat sich einiges getan in den letzten Tagen. Ich würde zwar immer noch behaupten, daß sowohl Festival als auch Messe in diesem Jahr extrem schwach sind, aber das war nach dem fulminanten Vorjahr ja auch eigentlich kaum anders möglich. Dennoch gibt es immer wieder kleinere Highlights. Eins davon ist das neueste Oeuvre das kanadischen Wunderkinds Xavier Dolan. Laurene anyways hat es als drittes Werk des erst 23 Jahre alten Regisseurs schon in die renommierte Nebenreihe des Festivals geschafft, den Certain Regard. Und wie ich ja schon auf Twitter schrieb, hat Dolan mal wieder bewiesen, daß er zurecht als Wunderkind gefeiert wurde. Mit knapp 3 Stunden (169 Minuten) ist das Werk zwar verdammt lang, und stellenweise springt die Handlung vielleicht ein klein wenig zu viel, aber dennoch schafft es Dolan, mit einer eigentlich recht banalen Geschichte zu fesseln. Und er schafft es wie kein zweiter, die Gefühle seiner Darsteller in Bilder zu fassen. Ein großartiger Film mit kleineren Schwächen, die ich im jedoch gerne verzeihe. Ob Laurence anyways in Deutschland ebenso gut ankommen wird, wie J'ai tué ma mère bleibt aber noch abzuwarten.
Wie ihr merkt, hängen wir mit der Berichterstattung ein wenig hinterher. Das liegt unter anderem daran, daß dieses Jahr das Jahr der Partys ist. Bisher war an jedem Abend eine mehr oder weniger aufwendige Veranstaltung, auf der man sich den...
Ich glaube, ich bin euch noch einen kleinen Bericht der Eröffnungsfeier schuldig. Wie zu erwarten, war die Veranstaltung perfekt bis (fast) ins letzte Detail. Diesjährige Gastgeberin war Bérénice Bejo, die Hauptdarstellerin des mit Preisen...
Heute habe ich mir die beiden ersten Filme in der Reihe "Un Certain Regard" angesehen, in etwa zu uebersetzen mit "Ein gewisser Blick" (was auch immer das heissen soll...).
Filme aus Kasachstan und China
Und diese ersten beiden "Blicke" kamen aus dem Osten und dem Noch-Ferneren-Osten, naemlich aus Kasachstan und China. Auch Sascha Baron Cohen, der selbsterklaerte Vertreter Kasachstans, ist vor Ort, und mittlerweile zum "Dikator" aufgestiegen, aber den meine ich nicht, der Film startet erst spaeter hier in Cannes. Nein, der Film "Student" ist tatsaechlich eine authentische kasachische Produktion, und die vierte Regiearbeit von Darezhan Omirbayev, der auch das Drehbuch verfasst hat. Es ist eine Neuerzaehlung des Dostojewski-Klassikers "Schuld und Suehne" (beziehungsweise "Verbrechen und Strafe", wie es in der Neuuebersetzung heisst), verlegt ins heutige Kasachstan. Aber der Film geht erfreulicherweise recht frei mit der literarischen Vorlage um, und bietet sogar trotz des duesteren Stoffes einige humorvolle Stellen...
Tag 2 - und ein weiterer RDL-"35-Millimeter"-Redakteur ist vor Ort.
Neben dem offiziellen Wettbewerb gibt es jedes Jahr die Nebenreihen, wie "Un Certain Regard", die "Quinzaine des Realisateurs" oder die "Semaine de la Critique". Und natuerlich die schoenen Retro-Auffuehrungen von Klassikern in der bereits erwahnten Reihe "Cannes Classiques". Diese Reihen gehen in der Berichterstattung oft etwas unter, obwohl sich gerade fuer ambitionierte Arthaus-Besucher und FreundInnen der Filmkust hier oft Interessanteres findet als in dem offiziellen Wettbewerbsprogramm.
Aber natuerlich besteht zugleich auch immer die Gefahr, in einem jener Machwerke zu landen, die einen innerhalb weniger Minuten in seeligen Tiefschlaf zu versetzen... was manchmal auch in Ordnung ist, bei einem vollen Filmprogramm tut es ja durchaus gut, ab und an ein kleines "Verdauungsschlaefchen" einzulegen, um die vielen Bilder zu "verdauen", die man den ganzen Tag ueber gefressen hat... und die einem manchmal schwerer im Magen liegen als die "Wackersteine" aus dem Maerchen dem armen boesen Wolf...
Bisher ist das Festival filmtechnisch ganz schwach gestartet. Wes Andersons Moonrise Kingdom war eine ziemliche Enttäuschung. Einige doch recht gute Ideen und filmtechnisch brillant umgesetzt aber dafür absolut belanglos. Ein zwölfjähriger Junge bricht aus dem Pfadfinderlager auf einer kleinen Insel aus, um serine "große Liebe" am anderen Ende der Insel zu finden. Zu zweit fliehen sie in die Wildnis während ihre Verfolger ihnen dicht auf den Fersen sind. Daß für die heimlcihe Flucht ein Loch in die Zeltwand geschnitten wird, ist nur eine von den skurrilen Ideen in Wes Andersons ganz eigenem Universum. Leider dümpelt der Film aber ohne wirkliche Aussage vor sich hin. So richtig witzig, wie The Royal Tenenbaums ist er nämlich auch nicht. Für hartgesottene Anderson-Fans, die sich von seinem Universum bezaubern lassen möchten, mag der Film lohnen. Ich persönlich rate eher ab.
Ja, ihr lest richtig. Durch unglaubliches Losglück haben wir "Einladungen" für die Eröffnungsfeier ergattert. Um 20 Uhr werden wir also mit der gesammelten Festivalprominenz zusammen im Kino sitzen, wenn das Festival offiziell eröffnet wird...
Wie bereits in den vergangenen Jahren sind auch dieses Jahr wieder 35mm-Redakteure unterwegs bei den wichtigsten Filmfestspielen der Welt, dem "Festival de Cannes". Noch ist das Festival offiziell nicht eröffnet, aber der Trubel auf der...
Die vielfältigen Beziehungen der Deutschen zum Mond offenbaren Skurriles, Seltsames und Abgründiges. Der Dokumentarfilm-Regisseur Thomas Frickel schickte rund 15 Jahre nach seinem bereits legendären Film "Deckname Dennis" erneut einen...
Alea iacta sunt. Die Palmen von Cannes
sind vergeben und es gab einige Überraschungen. Es wäre ja
auch langweilig, wenn es immer den Prognosen gemäß laufen
würde, dann könnten die Filmkritiker ja gleich die Jury
bilden anstatt ihren eigenen Job zu machen. Apropos Job machen: seit
gestern abend muss ich mich wie ein Arbeitsverweigerer fühlen,
zumindest ein bisschen. Denn ich habe es getan und den Film aller
Filme dieses Festivals nach gerade mal einer halben Stunde verlassen.
Die Rede ist vom Gewinner der Goldenen Palme „Onkel Bonmee“ vom
thailändischen Geheimtipp mit dem Zungenbrecher-Namen
Apichatpong Weerasethakul.
“Blue Valentine” des amerikanischen Regisseurs Derek Cianfrance (Jahrgang 1974) mit einem cool-abgewrackten Ryan Gosling mit 70er-Jahre-Sonnenbrille (als Dean) und einer ebenfalls sehr...